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Massen auf dem Mount Everest «Das wird nicht gehen»

Nepal will die Regeln zur Besteigung des Mount Everest verschärfen. Everest-Besteigerin Binsack hält davon gar nichts.

Das nepalesische Tourismusministerium plant nach tödlichen Unfällen am Mount Everest neue Sicherheitsmassnahmen. Diese Saison sind bereits mehr als 10 Menschen am höchsten Berg der Welt gestorben.

Wer zukünftig auf den Mount Everest möchte, soll nach Vorschlägen des nepalesischen Tourismusministeriums davor mindestens einen 6500-Meter-Gipfel bezwungen haben und einen entsprechenden Gesundheitsnachweis vorlegen können. Zudem soll der Aufstieg neu 35'000 Dollar, statt wie bisher 20'000 Dollar kosten. Evelyne Binsack war als erste Schweizerin auf dem Mount Everest. Sie kritisiert die geplanten Massnahmen scharf.

Evelyne Binsack

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Evelyne Binsack (geb. 17. Mai 1967) ist unter anderem Bergführerin, Helikopterpilotin und Extrembergsteigerin. 2001 bestieg sie als erste Schweizerin den Mount Everest. Mehrfach durchstieg sie die Eigernordwand. Zwischen 2006 und 2008 legte sie die Strecke Schweiz-Südpol zurück – aus eigener Muskelkraft mit dem Velo, zu Fuss, mit Ski und Schlitten.

SRF News: Was halten sie von den neuen Regeln?

Evelyne Binsack: Für einen Bergsteiger, der einen Achttausender besteigen will, ist es eine grundsätzliche Voraussetzung, Erfahrung zu haben und gesund zu sein. Die neuen Vorschläge spiegeln eigentlich wider, wohin die Entwicklung im Alpinismus, vor allem im Höhen-Alpinismus, im Moment geht. Nämlich, dass es eigentlich hauptsächlich um Geld geht. Ob jetzt eine Bewilligung 20'000 oder 35'000 Dollar kostet, ändert an der Fitness und an der Erfahrung eines Bergsteigers absolut nichts.

Wenn man am Berg Sicherheit generieren möchte, dann müsste man den Fokus auf die Bergsteiger richten und die Nicht-Bergsteiger vom Berg abhalten.

Eben jene Fitness und ausreichend Erfahrung soll aber ja auch nachgewiesen werden müssen. Reicht das, um auch auf einen 8850 Meter hohen Berg zu steigen?

Das reicht absolut nicht, weil ein Erfahrungsgrad von 6000 Metern nichts darüber aussagt, wie ein Bergsteiger technisch unterwegs ist. Ich bin wirklich ein bisschen bestürzt. Ich habe die Bilder dieses Jahr gesehen. 2001 war ich im Alleingang auf dem Gipfel unterwegs – in Allein-Verantwortung. Aber was jetzt da abgeht. Das macht mich sehr ratlos.

Die nepalesische Regierung verspricht sich von den neuen Regeln mehr Sicherheit am Everest. Sie sind da offenbar anderer Meinung.

Wenn man am Berg Sicherheit generieren möchte, dann müsste man den Fokus auf die Bergsteiger richten und die Nicht-Bergsteiger vom Berg abhalten. Man hätte beispielsweise die Möglichkeit, die Lhotse-Flanke nicht abzusichern. Bergsteiger müssten die Lhotse-Flanke also in Selbstverantwortung hinaufsteigen. 90 Prozent der Bergsteiger würden da gar nicht hochkommen.

Das Geld sagt überhaupt nichts über die bergsteigerische Erfahrung aus.

Auch die Preiserhöhung soll Bergsteiger vom Everest-Aufstieg abhalten. Kann das funktionieren?

Ich bin mit der Massnahme absolut nicht einverstanden. Das Geld sagt überhaupt nichts über die bergsteigerische Erfahrung aus. Ob man jetzt für eine Besteigung mit allem Drum und Dran 60'000 oder 75'000 Dollar bezahlt, ist den meisten Menschen egal.

Sie glauben also nicht an den Stopp des Massenandrangs durch die neuen Regeln?

Ich bin davon überzeugt, dass das überhaupt nicht funktionieren wird. Ich war dreimal am Everest und da ist mir schon klar geworden, dass eigentlich grundsätzlich jeder seinen eigenen Antrieb hat. Oftmals habe ich danach Menschen getroffen, die sich einfach den Berg erkaufen wollten.

Das Gespräch führte Samuel Wyss.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war von mehr als 100 (statt mehr als 10) Toten in diesem Jahr die Rede. Wir bitten für diesen Fehler um Entschuldigung.

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