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Medienvielfalt Liechtenstein Neue Studie schlägt Alarm: «Verarmung der Medienlandschaft»

Wie funktioniert Journalismus im Kleinstaat? Dieser Frage ging eine neue Studie im Fürstentum Liechtenstein nach.

Im Fürstentum gibt es noch eine einzige Tageszeitung, das «Liechtensteiner Vaterland». Im März 2023 ging die älteste Zeitung, das «Liechtensteiner Volksblatt», wegen wirtschaftlicher Probleme ein. Seit April 2025 gibt es Radio Liechtenstein nicht mehr, weil nach einer Volksabstimmung die öffentlichen Gelder wegfielen.

16 Modelle, vier Lösungsansätze

Die Stiftung Zukunft.li bezeichnet den Zustand als «Verarmung der Medienlandschaft». Es gebe einen dominierenden Akteur am Medienmarkt, die Vielfalt sei ausgedünnt und die «Unzufriedenheit mit der Lage der Medien im Land ist mit den Händen zu greifen», schreibt die Stiftung in ihrer Studie «Journalismus im Kleinstaat».

Die Stiftung Zukunft.li

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Die Stiftung Zukunft.li bezeichnet sich auf ihrer Website als liberaler Thinktank für die gesellschafts- und wirtschaftspolitische Entwicklung des Standortes Liechtenstein. Die Organisation wurde 2014 gegründet und finanziert sich aus Stiftungs- und Förderbeiträgen.

Damit es mit der medialen Vielfalt wieder bergauf geht, listen die Verfasserinnen und Verfasser des fast 100-seitigen Berichts 16 Fördermodelle auf, führen diese aus und bewerten. Daraus resultieren vier zentrale Lösungsansätze:

  • Eine neue Stiftung, die mit privaten Geldern unabhängigen Journalismus fördert.
  • Demokratische Fördervergabe: Die Bevölkerung gibt in der Steuererklärung an, welches Medium sie am meisten schätzt und welches somit Fördergelder erhalten soll.
  • Anschubfinanzierung für neue Medien: Über einen Fonds werden neue journalistische Projekte und Start-ups unterstützt.
  • Eine Dialog-Plattform für gesellschaftlichen Austausch zwischen Bevölkerung, Behörden und Medien zur besseren Vernetzung.

Der Medienmarkt in Liechtenstein ist klein. 40'000 Menschen lebten Ende 2023 im Land. «Vor zwei Jahren war die Vielfalt noch üppig», sagt Gerald Hosp, Geschäftsführer der Stiftung, ehemaliger NZZ-Journalist und Medienökonom. Jetzt sei dem nicht mehr so. «Man macht sich Sorgen, dass es ein zu dominantes Medium gibt.»

Die Studie «Journalismus im Kleinstaat»

Gemeint ist die letzte verbliebene Tageszeitung, das «Vaterland». Das Blatt war früher eine klassische Parteizeitung der Vaterländischen Union, einer der beiden grossen Parteien im Landtag. Die Zeitung gehört heute noch einer Stiftung mit diesem Namen.

In den letzten Jahren habe sich das «Vaterland» allerdings liberaler und zu einer unabhängigeren Stimme entwickelt, sagt Gerald Hosp. Das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Zeitung sei aufgrund der Historie allerdings nicht sehr gross.

Einigkeit in der Politik: Es muss etwas geschehen

Die Situation ruft politische Reaktionen hervor. Alexander Batliner, Präsident der Fortschrittlichen Bürgerpartei, will mit seiner Partei auf Grundlage der Studie eine interne Diskussion starten. «Wir müssen etwas tun, wir brauchen die Medienvielfalt. Die Einschränkungen der letzten Jahre sind eine nicht hinnehmbare Situation.»

Moderne Pyramidenstruktur vor bewaldetem Hang, modernes und klassisches Gebäude.
Legende: Das Landtagsgebäude in Vaduz. Hier tagt das Parlament des Fürstentums. Oben am Berg: das Schloss Vaduz, die Residenz des regierenden Fürsten Hans-Adam II. Keystone / Gian Ehrenzeller

Erich Hasler, der für die Partei Demokraten pro Liechtenstein im Landtag ist, begrüsst die sachliche Gesamtschau auf den Medienplatz Liechtenstein: «Wir haben nur ein Medienunternehmen. Dieses ist darüber hinaus noch politisch abhängig. Es braucht eine Änderung in der Medienlandschaft.»

Regierung will «sich um Medienlandschaft kümmern»

Die Vorschläge, wie es mit der Medienlandschaft in Liechtenstein weitergehen könnte, seien platziert, sagt Studienautor Gerald Hosp. «Im Regierungsprogramm steht, dass man sich um die Medienlandschaft kümmern will. Allerdings ist dies noch nicht genau definiert.»

In den nächsten Monaten werde die Diskussion darüber starten. Journalismus im Kleinstaat – es wird etwas passieren.

Das sagt der Medienminister zur Studie

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Auf SRF-Anfrage nimmt auch die Landesregierung, namentlich Medienminister Hubert Büchel, Stellung zur Studie. Büchel streicht die Wichtigkeit der Medien heraus, aber auch die aktuellen Herausforderungen. In Liechtenstein sei vor allem der Werbe- und Nutzermarkt eng begrenzt.

Zur Studie sagt Büchel: «Die unabhängige Studie zeigt dabei interessante Wege und Möglichkeiten in der Medienförderung auf, die grosses Potenzial bieten. Gleichzeitig zeigt sie aber auch mögliche Zielkonflikte auf. Entsprechend bin ich überzeugt, dass diese Studie eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der Medienlandschaft in Liechtenstein darstellen wird.»

Regionaljournal Ostschweiz, 13.10.2025, 17:30 Uhr ; 

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