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Medizinische Versorgung Situation der Spitäler im Gazastreifen – Was bisher bekannt ist

Die medizinische Versorgung im Gazastreifen spitzt sich zu. Laut palästinensischen Angaben ist das Al-Schifa-Spital im Norden Gazas derzeit betriebsunfähig. Ärztinnen und Ärzte berichten von verheerenden Zuständen und werfen Israel vor, die Klinik anzugreifen. Israel weist dies zurück.

Darum geht es: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt unter Berufung auf das palästinensische Gesundheitsministerium, das Al-Schifa-Spital habe den Betrieb eingestellt. Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten sei mangels Strom, Wasser und Medikamenten fast zum Erliegen gekommen. Mehrere Menschen seien gestorben. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee dementierte Vorwürfe über Angriffe. Mit Verweis auf paläsinensische Angaben schreibt das UNO-Nothilfebüro (OCHA) in einem Bericht, auf dem Spitalareal verwesten rund 100 Leichen. Die hygienischen Zustände seien verheerend.

WHO hatte Lage schon vorher kritisiert

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Schon zuvor hatte die Weltgesundheitsorganisation die Lage in dem Spitalkomplex mit rund 700 Betten angeprangert. Wegen der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der islamistischen Hamas in unmittelbarer Nähe und wegen des Treibstoffmangels sei eine medizinische Versorgung kaum noch möglich, hiess es.

Das ist die humanitäre Situation im Al-Schifa-Spital: Laut einem UNO-Bericht sind zwei zu früh geborene Babys und zehn andere Patientinnen und Patienten ums Leben gekommen. Unabhängig liessen sich die Angaben aber nicht überprüfen. Demnach seien 36 weitere Frühchen, die auf Brutkästen und damit Strom angewiesen seien, und mehrere Patientinnen und Patienten in akuter Lebensgefahr. Der Präsident von Ärzte ohne Grenzen (MSF) bestätigte die palästinensischen Angaben. CNN und Reuters haben Videomaterial veröffentlicht, auf dem gezeigt wird, wie ein Arzt ein verletztes einjähriges Baby wiederzubeleben versucht. Dieser muss mit dem Licht einer Taschenlampe auskommen.

Ein Junge trägt ein Kleinkind.
Legende: Die humanitäre Lage in den Spitälern in Gaza sind dramatisch. Reuters/MOHAMMED SALEM

Das ist die Lage in anderen Spitälern: Das Al-Ahli-Spital sei das einzige Spital in der Stadt Gaza, das noch im Betrieb sei, sagte ein Arzt vom Al-Ahli-Spital. Die Lage dort sei aber katastrophal: «Heute habe ich mehr als zehn sehr schmerzhafte chirurgische Eingriffe an Menschen ohne Anästhesie durchgeführt.» Blutkonserven gebe es auch keine mehr. Auch in anderen Spitälern, wie beispielsweise im Al-Rantissi-Naser-Spital oder im Al-Quds-Hospital, ist die humanitäre Situation laut WHO schrecklich, es gab aufgrund dessen Tote.

Die Meinungen Israels und seiner Verbündeten: Der israelische Staatspräsident, Isaac Herzog, sagte gegenüber der BBC, das Al-Schifa-Spital sei nach wie vor in Betrieb und der Strom laufe noch. Er wiederholte den Vorwurf, unter dem Spital befinde sich die Kommandozentrale der Hamas und die Terrororganisation benutze die Spitäler als Schutzschilde. Ein Sicherheitsberater des Weissen Hauses sagte dem Nachrichtensender ABC, dass das ein Dilemma für Israel sei, weil die Hamas mit weiteren Angriffen drohe. Gleichzeitig stehe das Leben von Hunderttausenden Menschen auf dem Spiel.

Bestand an Treibstoff für Stromaggregate

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Zu den Treibstoffbeständen gibt es unterschiedliche Angaben. Die israelische Armee behauptet, die Hamas bunkere den Treibstoff und lasse die Bevölkerung sterben. Die Hamas bestreitet alles. Sie hätten so wenig Treibstoffvorräte, dass es nur für eine Stunde gereicht hätte im ganzen Al-Schifa-Spital. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben kaum. Tatsache ist aber, dass die Spitäler keinen Strom mehr haben. Das Al-Schifa-Spital hat nach Angaben des Direktors der WHO seit drei Tagen auch kein Wasser mehr.

Was ist am israelischen Standpunkt dran? Dass die Hamas Tunnels unter den Städten im Gazastreifen habe, sei hinreichend bekannt, meint SRF-Auslandredaktorin Susanne Brunner. Bei früheren Bombardierungen seien solche Tunnels offengelegt worden. Der Hamas käme es recht, wenn möglichst viele Zivilistinnen und Zivilisten sterben würden. Dies schade Israel und seinen Verbündeten. «Das Motto ist: Seht her, der Westen mit seinen Menschenrechten bringt gnadenlos arabische Frauen und Kinder um.» Israel seinerseits versucht die Menschen in Gaza pauschal als Terroristen darzustellen. So sagte Israels Präsident Herzog neulich (schon eine Woche nach Kriegsbeginn) an einer Medienkonferenz, in Gaza gebe es keine unschuldigen Zivilisten.

Die Glückskette sammelt

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Der Krieg im Nahen Osten hat bereits Tausende von Menschenleben gekostet, grösstenteils Zivilpersonen. Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen. Sie unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind.

Spenden für die Sammlung «Humanitäre Krise im Nahen Osten» können auf www.glueckskette.ch getätigt werden.

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Rendez-vous, 13.11.2023, 12:30 Uhr ; 

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