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Menschenrechte Kinder schuften auf Palmölplantagen

Hungerlöhne, Überstunden, Kinderarbeit: Auf Palmölplantagen in Indonesien herrschen prekäre Arbeitsbedingungen. Das deckt eine Recherche der Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf.

Es steckt in Schokolade-Riegeln, Schampoos, Waschmitteln und unzähligen weiteren Produkten des täglichen Bedarfs: Palmöl. Um den gewaltigen Bedarf der internationalen Herstellerfirmen zu decken, werden weltweit riesige Flächen Regenwald abgeholzt und Palmöl-Plantagen angelegt.

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Grösster Plantagen-Betreiber ist der Agrokonzern Wilmar mit Sitz in Singapur. Um zu erfahren, wie die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen sind, haben Mitarbeiter von Amnesty International (AI) auf fünf Plantagen in versteckt gefilmt und mit rund 120 Arbeiterinnen und Arbeitern gesprochen.

«Systematische Ausbeutung»

Das Resultat ist bedenklich: «Die Leute arbeiten bis zur völligen Erschöpfung unter dem Mindestlohn, ohne Gesundheitsschutz und Altersvorsorge», sagt Beat Gerber, Mediensprecher von AI Schweiz gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Zudem seien die Zielvorgaben der Firmen für die Arbeiter so hoch gesteckt, dass auch Kinder ihren Eltern helfen müssten. Die Jüngsten seien gerade mal 8-jährig. Sie schleppten kiloschwere Palmfruchtsäcke statt zur Schule zu gehen. Und wie alle seien sie giftigen Herbiziden ausgesetzt, welche die Luft verpesten.

Wilmar räumt Probleme ein

Hier ist Palmöl drin

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Amnesty International hat den Palmöl-Giganten Wilmar mit dem vernichtenden Ergebnis der Untersuchung konfrontiert. Dieser räumt Probleme bei den Arbeitsbedingungen ein. Man beschäftige auf den Plantagen viele tausend Angestellte, da könne man nicht alles kontrollieren.

Ausgerechnet Wilmar ist aber Mitglied des runden Tischs für nachhaltiges Palmöl, RSPO. Der Mindeststandard für nachhaltiges Palmöl, welcher sich auch explizit gegen Kinderarbeit ausspricht. Auch grosse Abnehmer von Palmöl wie Nestlé, Unilever oder Colgate schmücken ihre Produkte mit dem RSPO-Label.

AI wirft den beteiligten Firmen vor, sie würden Etikettenschwindel betreiben und den Runden Tisch «missbrauchen», um Kontrollen zu umgehen. Die Forderung der Menschenrechtsorganisation: Produzenten und internationale Multis müssten ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und die Arbeitsbedingungen verbessern.

Nestlé Schweiz: «Kein Palmöl von Wilmar»

«Espresso» hat mehrere Firmen um eine Reaktion auf den Amnesty-Bericht gebeten. Zwei haben geantwortet:

Mit App Palmöl finden

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Die App «Codecheck» entlarvt Palmöl in Produkten

  • Nestlé Schweiz teilt mit, für Schweizer Produkte beziehe man kein Palmöl von Wilmar. Auf dem internationalen Markt seien es 10 Prozent der Nestlé-Produkte. Die von AI enthüllten Zustände auf den Plantagen akzeptiere Nestlé nicht. Man bemühe sich schon länger gemeinsam mit anderen Unternehmen, um sie zu verbessern.
  • Der Kosmetika- und Nahrungsmittelproduzent Unilever schreibt, man begrüsse die Untersuchung von Amnesty International. Man finde auch, dass noch mehr getan werden müsse, um die Probleme im Palmöl-Sektor zu lösen. Unilever verspricht mehr und bessere unabhängige Kontrollen auf den Plantagen.
  • Bei Colgate-Palmolive zeigt man sich «besorgt über die Vorwürfe, die von Amnesty International aufgeworfen wurden». Man werde den Wilmar-Konzern «in die Verantwortung nehmen». Seit vier Jahren betreibe Colgate-Palmolive ein Programm, in dem man sich darum bemühe, solche inakzeptablen Praktiken zu beheben. Mit Lieferanten, denen es nicht gelinge, Bedenken im Hinblick auf Arbeits- und Menschenrechte auszuräumen, breche man die Zusammenarbeit ab, schreibt der Konzern auf Anfrage.

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