Der Mann im eleganten Anzug wiegt die SIG Sauer P226-Pistole fachmännisch in der Hand, zieht den Schlitten zurück. Sofort ist ein Stand-Mitarbeiter zur Stelle. Vielleicht hat der Mann ja ein grosses Budget, um Polizeikorps damit ausrüsten?
«Ein 630-Milliarden-Markt»
Der Salon Milipol in den Expohallen von Villepinte in der Pariser Banlieue ist sozusagen ein Supermarkt für staatliche Sicherheits- und Interventionseinheiten, für Überwachungs- und Nachrichtendienste. Angesichts der sich ständig verschärfenden Bedrohungslage durch heimkehrende Dschihadisten, steigende Bandenkriminalität und immer radikalere Aktivisten blüht das Geschäft mit der Angst.
«Weltweit ist der Sicherheitsmarkt fast 630 Milliarden Euro schwer», sagt Yann Jounot, Präsident der alternierend in Paris und Katar stattfindenden Salons Milipol. Die Wachstumsrate liege bei sieben Prozent und sei damit doppelt so hoch wie jene des globalen Wirtschaftswachstums.
1100 Aussteller aus 53 Ländern
Anders als bei einer Messe zu militärischer Verteidigung, wo nur Staaten als Käufer auftreten, ist die Milipol für eine Vielzahl von Sicherheitsdiensten interessant, weshalb Jahr um Jahr immer mehr grosse Konzerne wie kleine Start-ups ihre neuesten Innovationen vorstellen.
Die Bandbreite an neuen verbesserten Technologien und Utensilien ist gross, und wer am Salon Aufmerksamkeit erregen will, muss etwas zeigen. So drischt an einem Stand ein Mann mit Schlagstöcken, Messern und einem Baseball-Schläger auf eine Frau in Schutzkleidung ein. Dank den in den Overall eingearbeiteten Aluminiumlegierungen eines deutschen Herstellers trägt sie nicht mal blaue Flecken davon. Interventionseinheiten aus aller Welt werden damit ausgerüstet.
«Sitz. Go. Links. Links.» Polizeihund Fusil gehorcht aufs Wort. Der belgische Schäferhund trägt eine vernetzte Brille, durch die der Hundeführer sieht, was Fusil sieht. Dank dem am Halsband befestigten Funkgerät kann dieser dem Hund auch Befehle erteilen. Mit einem Preis von 30'000 Euro das Stück kann sich aber wohl nicht jede K9-Gruppe solche «Recs Specs» leisten, um Verbrecher oder Verschüttete aufzuspüren.
Radar und Kameras überall
Schutz und Sicherheit der Zukunft hängen immer mehr von Hightech und künstlicher Intelligenz ab. Da ist das handliche Radargerät, das durch 30 Zentimeter dicke Mauern hindurch Atmung und Herzfrequenz erkennen kann. Oder die erste autonome Drohne eines französischen Startups, die beispielsweise über sensiblen Industriearealen selbständig Patrouillen fliegt, Bilder in Echtzeit liefert und wieder an die Dockingstation zurückfliegt.
Überhaupt liegen mit Kameras aller Art bestückte Drohnen im Trend, genauso wie die immer leistungsfähigeren Techniken, feindlich gesinnte Flugobjekte zu erkennen, deren Signale zu stören oder sie gleich vom Himmel zu holen. Federführend sind dabei israelische und chinesische Unternehmen. Nicht mit Waffen und Munition, sondern mit Helmen und Schutzwesten, mit Störsendern, Drohnen und Kameras zur Gesichtserkennung. Wegen des strengeren Persönlichkeitsschutzes werden letztere in westlichen Demokratien indes keinen Anklang finden.