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Mexiko nach dem Erdbeben Ein Wettlauf gegen die Zeit – und gelebte Solidarität

In Mexiko helfen Zehntausende, nach dem Erdbeben die Trümmer abzutragen. Die Schweiz entsendet Bauingenieure.

Aktuelle Lage: Nach dem schweren Erdbeben in Mexiko ist die Zahl der Todesopfer auf 250 gestiegen. Verzweifelt suchen die Retter in den Trümmerbergen weiter nach Überlebenden. Wie der Leiter des Zivilschutzes mitteilte, starben allein 100 Menschen in der Millionenmetropole Mexiko-Stadt. Hier stürzten knapp 50, teils sehr hohe Gebäude ein und begruben Menschen unter sich.

Wenn so etwas Schreckliches passiert, muss man einfach helfen.
Autor: Brandon Cuevas Freiwilliger Helfer

Kampf gegen die Zeit: In der Hauptstadt helfen Tausende Freiwillige beim Abtragen der Schuttberge und versorgen Obdachlos gewordene mit Wasser und Essen. «Die Solidarität ist unglaublich, alle wollen helfen», sagt ein freiwilliger Helfer.

Dramatisch waren die Rettungsbemühungen in den Trümmern einer eingestürzten Schule in Mexiko-Stadt. Hier wurden die Leichen von 19 Schülern und sechs Lehrern geborgen, die Grundschule «Enrique Rébsamen» wurde zum Symbol für den Kampf um die verschütteten Menschen, auch über 30 Stunden nach dem Beben wurde fieberhaft gearbeitet. In den Trümmern wurde lange Zeit ein zwölfjähriges Mädchen vermutet, das in Medien als «Frida Sofía» bezeichnet wurde – aber diese Information war offensichtlich falsch. Wie ein Sprecher der die Rettungsarbeiten koordinierenden Marine am Donnerstag mitteilte, sind keine Kinder mehr unter den Trümmern.

72 Stunden ohne Wasser möglich: Nach Angaben von Rettungskräften können Menschen bis zu drei Tage nach so einer Katastrophe lebend geborgen werden. «Das ist abhängig von der Witterung und von der Trümmerstruktur, von den Hohlräumen, in denen sich die noch Lebenden befinden», sagte Daniela Lesmann, Leiterin der Rettungsorganisation Isar. «Ohne zu essen kann man einige Tage überleben. Ohne Wasser wird es nach 72 Stunden, je nach Witterung, sehr schwierig.»

Wir haben heute 10'000 Sandwiches gemacht und an Erdbebenopfer und Rettungskräfte verteilt.
Autor: Emiliano Robles Freiwilliger Helfer

Schweiz hilft: Die Schweiz schickt Bauingenieure in die vom jüngsten Erdbeben betroffenen Regionen in Mexiko. Die mexikanischen Behörden haben ein Hilfsangebot der Schweiz angenommen, wie das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte. Die Bauingenieure sollen den mexikanischen Börden dabei helfen, risikobehaftete öffentliche Gebäude und Infrastrukturen wie Spitäler, Schulen oder Brücken zu identifizieren. Das Ziel sei, künftigen Verlusten von Menschenleben vorzubeugen, schreibt das EDA.

Drama bei Taufe: Neben der Hauptstadt waren besonders die Bundesstaaten Morelos und Puebla betroffen. Im Bundesstaat Puebla stürzte in Atzala eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert ein. Wie lokale Medien berichteten, begann um 13 Uhr eine Taufe, als um 13.14 Uhr die Erde zu beben begann und das Kirchendach einstürzte. Auch das Mädchen, das getauft werden sollte, wurde erschlagen von den Dachtrümmern, der Priester und ein Messdiener konnten noch flüchten. Elf Menschen wurden hier getötet.

Dieses Erdbeben ist eine harte Probe und sehr schmerzhaft für unser Land, aber wir Mexikaner haben gelernt, dem mit dem Geist der Solidarität zu antworten.
Autor: Enrique Peña Nieto Präsident Mexiko

Die Zahlen zum Erdbeben: Die Katastrophe hatte sich genau am Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 19. September 1985 ereignet. Damals starben nach Schätzungen knapp 10'000 Menschen. Das aktuelle Beben hatte eine Stärke von 7,1, das Zentrum lag rund 130 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan.

Mexiko liegt am Pazifischen Feuerring, eine Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt immer wieder zu starken tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen.

Zerstörung und Tod in Mexiko

Journalist Klaus Ehringfeld: «Helferchaos» in Mexiko-Stadt

«Die Mexikaner sind enthusiastisch dabei, ihren Landsleuten, die Opfer des Bebens geworden sind, zu helfen. Junge Leute rücken mit Spitzhaken und Helmen aus, suchen nach einem Ort, wo sie anpacken und Trümmer beseitigen können. Andere kaufen Wasser, Medikamente, Batterien oder schmieren einfach Brote für die Helfer. Man sieht Feuerwehren, die in eingestürzte Gebäude hineingehen, um Überlebende rauszuholen. Sie kommen zwar gut voran, aber aus meiner Sicht sind fast zu viele Helfer da. Es wird zu wenig koordiniert. Jeder will anpacken, aber es fehlt die ordnende Hand. Auch Polizei und Militär sind präsent. Sie versuchen, für Ordnung in dem Helferchaos zu sorgen.»

Die Tektonik-Platten rund um Mexiko

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