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Die demokratischen Politiker Martin O'Malley und Elijah Cummings
Legende: Die Demokraten Martin O'Malley und Elijah Cummings werben mit einem Selfie in Maryland für ihren Gouverneur. Keystone

Midterm Elections 2014 Wählt mich! Wählt mich! Wählt mich!

Die US-amerikanischen Kongresswahlen sind in den Medien omnipräsent. Im Netz buhlen die Parteien mit schrägen Videos um die junge Wählerschaft. Trotzdem ist das Interesse an den Midterms gering.

Kongresswahlen hatten beim amerikanischen Volk fast immer einen schweren Stand. Doch bei diesen Midterms zeichnet sich ein doch sehr dürftiges Interesse ab. Das Pew Research Center fragte einen Monat vor den Wahlen, ob die Amerikaner die Berichterstattung über die Kandidaten verfolgen. Nur 15 Prozent sagten, dass sie dies aufmerksam tun würden – 2010 waren es noch 25 Prozent, 2006 deren 21.

Nichts desto trotz investieren die Parteien grosse Summen in Werbespots. Die lokalen Fernsehstationen werden bis zum Wahltag am 4. November politische Spots im Wert von 2,6 Milliarden Franken ausgestrahlt haben – mit ungewissen Erfolgsaussichten.

Laut dem Harvard Institute of Politics liegt vor allem das Vertrauen der 18- bis 29-Jährigen in die Politik im Keller. In den letzten fünf Jahren hat sich die Jugend nie zynischer geäussert als bei der aktuellen Umfrage. Wie kann man diese Entwicklung durchbrechen?

Kampf um die jungen Wähler

Spätestens seit der Wiederwahl von Präsident Barack Obama wurde den Kampagnenleitern und Medien klar, dass die junge Wählerschicht vor allem über Youtube-Kampagnen, Blogs und soziale Medien zu erreichen ist. Dies hat bei diesen Parlamentswahlen zu überraschenden Versuchen geführt.

Um diese Klientel an die Urne zu bewegen, haben sich US-Magazine, die sich sonst kaum mit politischen Inhalten beschäftigen, eingeschaltet. Das Frauenmagazin «Cosmopolitan» will ihre junge, weibliche Leserschaft zum Wählen bringen.

Dass dies nicht mit Statistiken gelingt, war dem Magazin klar. So setzten die Macher auf nackte Haut männlicher Models. Der Versuch, so Modeinteressierte für Politik zu begeistern, war eine Steilvorlage für die US-Late-Night-Shows, die über die «Oberflächlichkeit» der Politikbetrachtung herzogen.

Auch das Musikmagazin «Rolling Stone» hat sich den jungen Wählern verschrieben: Mit der Initiative «Rock The Vote», die von einem Plattenlabel gegründet wurde. Mit Video-Kampagnen zielt sie direkt auf Nicht-Wählergruppen. Mit diesem Spot (siehe rechts) will sie junge Asiaten, die zu den am schnellsten wachsenden Minderheiten gehören, aber am wenigsten wählen gehen, zu einem Schritt an die Urne bewegen. Immerhin hat es das Video bereits zu einem YouTube-Hit geschafft.

Das republikanische Studentenkomitee hat einen Film für diverse republikanische Kandidaten erstellt, um die Universitäten zu erreichen. Der erfolgreichste Spot (für Floridas Gouverneur Rick Scott) stiess auf ein erhebliches Medienecho und avancierte zum bisher meistdiskutierten Clip. Darin wurden Kandidaten mit Hochzeitskleidern verglichen.

Hashtag #Fangate

Dass sich solche Kampagnen im Internet schlecht steuern lassen, zeigt ein politisches Malheur, das die Debatte um das «Heirats»-Video bald erblassen liess. Es passierte vor einem TV-Duell zwischen Scott und seinem demokratischen Herausforderer Charlie Crist am 15. Oktober. Ein kleiner Zwischenfall, der in den sozialen Medien hohe Wellen schlug.

Scott und Crist stritten sich vor einem TV-Duell darüber, ob ein kleiner Ventilator unter dem Rednerpult während der Debatte zulässig ist oder nicht. Scott bestand darauf, dass elektronische Hilfsmittel verboten sind und weigerte sich, wegen Crists kleinem Ventilator am Boden die Bühne zu betreten – was ihm Gelächter und Buhrufe des Publikums einbrachte.

Als Scott schliesslich doch auf die Bühne kam, stichelte sein Herausforderer: «Es ist schön, Sie jetzt bei uns zu haben.» Zum Ende der einstündigen Debatte fügte er hinzu: «Was ist falsch daran, wenn man sich wohlfühlen möchte?»

Auf Twitter löste der Vorfall unter dem Hashtag #Fangate reichlich Spott und Kalauer von Crists Fans aus – denn «Fan» bezeichnet im Englischen sowohl die Anhängerschaft als auch einen Ventilator.

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