Worum geht es? Eine Schule in Piotello, eine Stadt in der Peripherie von Mailand, hat den Schülerinnen und Schülern und der Lehrerschaft zum Ende des Ramadan am 10. April 2024 einen Tag freigegeben – entgegen dem Widerstand der Rechtsregierung von Giorgia Meloni.
Warum hat die Schulleitung das so beschlossen? Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler dieser Schule in Piotello hat einen muslimischen Migrationshintergrund, wie SRF-Italienkorrespondent Franco Battel sagt. Darauf stützt sich der Entscheid der Schulleitung. Der Schulleiter begründete die Schliessung so, dass in den vergangenen Jahren am Tag nach dem Ende des Ramadans die meisten muslimischen Schüler nicht in die Schule gekommen seien und der Schultag damit verloren gewesen sei.
Was will Bildungsminister Giuseppe Valditara dagegen tun? Er will ein Verbot einführen, sodass dies in Zukunft nicht mehr möglich wäre. Valditara ist Mitglied von Melonis Rechts-Mitte Kabinett und Vertreter der Lega. Obwohl es sich bei der Schule in Piotello um einen Einzelfall handelt, geht der SRF-Korrespondent davon aus, dass dies so auch eingeführt wird, nicht als Gesetz, aber als Verordnung.
Warum setzt sich die Lega für ein Verbot ein? Das habe damit zu tun, dass die Lega in den letzten zwei Jahren gegenüber der Partei von Ministerpräsidentin Meloni viele Stimmen verloren hat. Meloni hat mit den Fratelli d’Italia in den letzten Jahren sehr viele Wählerprozente dazugewonnen, so der SRF-Korrespondent. Und diese möchte die Lega zurückgewinnen.
Worum geht es grundsätzlich? «Im Zentrum steht die Frage, wie weit man in Italien Rücksicht auf andere Religionen und Kulturen nimmt, und das in einer Zeit, in der viele Migrantinnen und Migranten nach Italien kommen», sagt Franco Battel. «Und es herrscht auch Wahlkampf: Im Juni werden die Gemeindepräsidenten und -präsidentinnen vieler Gemeinden gewählt. Und es stehen auch die Wahlen ins EU-Parlament an.»
Wieso handelt es sich bei der Schule in Piotello um einen Einzelfall? Anders als andere europäische Länder hat Italien sehr wenige Gemeinden, in denen muslimische Einwanderer die Mehrheit stellen. Dies erklärt sich unter anderem mit der unterschiedlichen kolonialen Vergangenheit der Länder.