Mit Salutschüssen und Tausenden Soldaten hat Nordkorea das 80-jährige Bestehen der Partei der Arbeit gefeiert. Bei der Parade in der Hauptstadt Pjöngjang präsentierte Machthaber Kim Jong-un eine neue mobile Interkontinentalrakete – laut staatlichen Angaben fähig, «mehrere Sprengköpfe bis in die USA» zu tragen. Sanktionen der UNO verbieten Nordkorea eigentlich die Entwicklung solcher Waffen.
Auf der Tribüne sassen prominente Gäste: Chinas Ministerpräsident Li Qiang und der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew. Ihre Anwesenheit galt als Zeichen demonstrativer Unterstützung.
In seiner Rede grüsste Kim auch nordkoreanische Soldaten, die an der Seite russischer Truppen im Ukraine-Krieg kämpfen: «Ich sende den Generälen, Offizieren und Soldaten unserer Auslandseinheiten, die die Befehle von Partei und Vaterland zuverlässig ausführen, die heissen Grüsse der Partei, der Arbeit Koreas und des ganzen Volkes.»
Noch nie sass der 41-jährige Staatschef so fest im Sattel, noch nie war seine internationale Bedeutung so gross, seit er vor fast 14 Jahren seinen Vater Kim Jong-il als Alleinherrscher des abgeschotteten Landes ablöste.
Kim zeigt gewachsenes Selbstbewusstsein. Bei einer Unterhaltungsshow für ausländische Gäste erklärte er: «Heute stehen wir vor der Welt als ein mächtiges Volk, das alle Hindernisse überwinden und alle grossen Erfolge erreichen kann.»
Sein Machtzuwachs beruht auf dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: Nordkorea lieferte Waffen und Soldaten, erhielt im Gegenzug Öl, Nahrungsmittel und Militärtechnologie. Die Sanktionen des UNO-Sicherheitsrats sind damit weitgehend wirkungslos geworden.
Es war letztlich die richtige Entscheidung, Russland im Ukraine-Krieg uneingeschränkt zu unterstützen.
Der übergelaufene Ex-Diplomat Ri Il Gyu sagt: «Wenn man die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Vorteile zusammenfasst, hat Nordkorea seine geopolitische Position erheblich verbessert. Es war letztlich die richtige Entscheidung, Russland im Ukraine-Krieg uneingeschränkt zu unterstützen.»
Die Vorstellung von Nordkorea als diplomatisch isoliertem Staat, der durch Sanktionen herausgefordert wird – dieses Nordkorea gibt es derzeit nicht mehr.
Auch Kims langfristige Strategie, das Überleben der Familienherrschaft durch eine massive Atom- und Raketenrüstung abzusichern, zahlt sich nun aus. Der US-Militärgeheimdienst DIA schätzte im Mai, Nordkorea befinde sich in der stärksten strategischen Position seit Jahrzehnten und könne US-Streitkräfte und Verbündete in Ostasien bedrohen. Der amerikanische Nordkorea-Experte Markus Garlauskas ergänzt: «Die Vorstellung von Nordkorea als diplomatisch isoliertem Staat, der durch Sanktionen herausgefordert wird – dieses Nordkorea gibt es derzeit nicht mehr.»
Russland und China hätten ihre Risikokalkulation geändert und akzeptierten im Wesentlichen, dass Nordkorea über Atomwaffen verfüge, so Garlauskas weiter. Kim hoffe nun, dass auch US-Präsident Donald Trump seine Forderung nach Denuklearisierung aufgibt. Ende Oktober könnte es an der innerkoreanischen Grenze zu einem Treffen zwischen beiden kommen. Der US-Präsident wird sich zu dieser Zeit wegen des Apec-Gipfels in Südkorea aufhalten.