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Militärparade zum 4. Juli Trump schafft sich seinen Nationalfeiertag

Der US-Präsident erfüllt sich heute seinen lange gehegten Wunsch – für viel Geld. Die Kritik im Vorfeld ist gross.

Eigentlich feiern die Amerikaner den 4. Juli mit Grillpartys im Park und sehen sich Abends das Feuerwerk an. Der Unabhängigkeitstag ist ein patriotischer Ausflugstag für die ganze Familie. Das Militär spielt eigentlich keine Rolle – bis heute.

Egotrip des Präsidenten

«Das will ich auch, noch grösser und schöner», soll US-Präsident Donald Trump vor zwei Jahren ausgerufen haben, anlässlich seiner Teilnahme an der Militärparade beim Nationalfeiertag in Paris. Es sei ein erhebendes Gefühl, wenn Soldaten vorbeimarschieren, Panzer Stärke demonstrieren und sich vom Volk bejubeln zu lassen, so Trump damals.

Sein innigster Wunsch hat er sich nun selber erfüllt. Seit Tagen stehen die Panzer an der National Mall, der Prachtmeile Washingtons, bereit. Über 800 Soldaten werden an der Parade teilnehmen. Der US-Präsident wird eine Open-Air-Rede halten während Kampfjets über die Köpfe der VIP-Gäste brausen. Es wird «unvergleichlich» werden kündigte der Präsident auf Twitter an. «Feuerwerk, Unterhaltung und eine Ansprache von eurem Lieblingspräsidenten. Ein grossartiges Volksfest.»

Soldaten und Panzer
Legende: Unter dem Motto «Salute to America» wird der Präsident am Lincoln Memorial eine Ansprache halten und das Militär würdigen. Reuters

Von einem Volksfest kann aber keine Rede sein. Denn längst ist klar, Donald Trump nutzt den Anlass, um sich selber in den Mittelpunkt zu stellen. Die Tribünen am Lincoln Memorial sind für Ehrengäste reserviert, handverlesen vom Weissen Haus. Je grosszügiger die Parteispender, desto besser sind die Plätze.

Kritik auf breiter Front

Amerikanischen Medienberichten zufolge werden viele ranghohe Militärs an den Feierlichkeiten teilnehmen. Jene die fernbleiben, sollen sich schon frühzeitig auf Dienstreise ins Ausland begeben haben. Kritik am Egotrip des Präsidenten ist breit gestreut. Viele sind skeptisch über die Vermischung von Politik und Militär.

Seine Gegner sehen einen zunehmend autoritären Stil und rücksichtslosen Nationalismus. So erklärte die demokratische Bürgermeisterin von Washington Muriel Browser im Magazin «Politico», «als Amerikanerin die es liebt, den 4. Juli als unpolitisches Ereignis zu feiern» sei sie in Sorge angesichts eines Präsidenten, der nicht das Militär ehrt, sondern militärische Macht glorifiziert.

Kritik hagelt es auch, ob der exorbitanten Kosten der Militärparade. Amerikanische Medien rechnen mit 8 Millionen Dollar. Dies soll zum grossen Teil mit den Eintritten in die Nationalparks finanziert werden, Gelder die besonders jenen fehlen, die von Naturkatastrophen wie den jüngsten Feuern in Kalifornien betroffen waren. All diese Kritik kontert der US-Präsident in gewohnter Manier. In einem Tweet behauptet er, die Kosten seien «sehr gering» im Vergleich zu dem, was die Feierlichkeiten wert seien.

Seltenes Spektakel

Grosse Militärparaden waren in den letzten Jahrzehnten in den USA eher selten. Traditionell folgten sie auf Siege in Kriegen. Vor 28 Jahren rollten zum letzten Mal Panzer durch Washington. Die Siegesparade zum Ende des Golfkrieges von Präsident George H.W. Bush. Die Machtdemonstration damals war ungleich grösser und pompöser als heute. Bush wurde damals eine Selbstinszenierung für den kommenden Wahlkampf vorgeworfen. Bush verlor allerdings die Wiederwahl im nächsten Jahr.

Es bleibt also ungewiss, ob das Spektakel heute Donald Trump wirklich hilft. So schreibt auch das Magazin «Politico», dass der Präsident die selbst gesetzten Erwartungen wohl nicht werde erfüllen können. Es sei schlecht und hastig geplant worden und viele Menschen hätten die feuchtheisse Hauptstadt längst Richtung Strand verlassen.

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