Die Corona-Pandemie trifft die Luftfahrtbranche massiv: Airlines, aber auch Flughäfen, Flugzeugbauer und ihre Zulieferer. Viele stehen vor dem Konkurs; Tausende Mitarbeiter werden entlassen. Regierungen helfen mit Subventionen und Krediten. Bisher haben die Länder der EU über 32 Milliarden Euro staatliche Hilfen versprochen, allein für Fluggesellschaften.
Die Brüsseler Umweltorganisation Transport and Environment (T&E) erstellt täglich eine Liste von Rettungsplänen und prüft sie auf Umweltauflagen. Ernüchternd sei die Bilanz, meint Andrew Murphy, Aviatik-Experte: «Bisher knüpfen nur Frankreich und Österreich ihre Beihilfen an Klimaauflagen. Das meiste Geld wird ohne Auflagen vergeben.»
Keine Steuern in Sicht
Das ist nichts Neues. Bisher blockierten die Mitgliedstaaten alle Bemühungen für bindende Umweltauflagen für die Flugbranche. EU-weite Steuern können nur einstimmig beschlossen werden. Steuern auf Kerosin werden darum bis heute nicht erhoben.
Bisher knüpfen nur Frankreich und Österreich ihre Beihilfen an Klimaauflagen. Das meiste Geld wird ohne Auflagen vergeben.
Air France – ein Vorbild?
Dort, wo staatliche Kredite an Auflagen geknüpft sind, verbessere sich die CO2-Bilanz der Airlines kaum, kritisieren die Umweltverbände. Air France ist ein gutes Beispiel. Frankreich bietet mit dem TGV-Netz eine gute Alternative zum Flugzeug. TGVs fahren auch nach London, Brüssel, Frankfurt oder Barcelona.
Sieben Milliarden Euro Staatshilfe erhält Air France. Im Gegenzug muss der Flugkonzern den CO2-Ausstoss bis in zehn Jahren halbieren. Air France hatte sich das schon vor der Pandemie selber als Ziel gesetzt. Keine neue Auflage also.
Interessanter scheint die Vorgabe, bis in vier Jahren den Schadstoffausstoss bei Inlandflügen um 50 Prozent zu senken. Weitere Auflage: Ist ein Ziel in weniger als zwei eineinhalb Stunden per Zug zu erreichen, muss Air France die Flugverbindung aufgeben.
Wirkung: bescheiden
Gerade einmal um 0.8 Prozent senkten diese Auflagen die CO2-Emissionen von Air France pro Jahr, berechnete das Réseau Action Climat in Paris. Erst wenn die Air France Inlandflüge zwischen Städten streichen müsste, die in fünf Stunden per Zug zu erreichen sind, könnte man von einem positiven Klima-Effekt sprechen, erklärt Agathe Bounfour: «Das würde die CO2-Emissionen aller Flüge ab französischem Boden um vier Prozent senken.»
Aber auch das greife noch viel zu kurz. Denn das Ziel müsste sein, alle CO2-Emissionen von Air France zu senken. Nur so erreicht Frankreich die selbstgesetzten Klimaziele.
Vorgaben für Inlandflüge bringen wenig. 80 Prozent der CO2 Emissionen verursachen internationale Verbindungen.
Das Problem seien die internationalen Flüge von Air France, so Bounfour: «Vorgaben für Inlandflüge bringen wenig. 80 Prozent der CO2 Emissionen verursachen internationale Verbindungen.»
Lösung: Treibstoffsteuer
Einige Länder haben Abgaben auf Flugtickets eingeführt oder wollen das nachholen. EU-weit sollen künftig internationale Flüge aller europäischen Airlines ins Europäische Emissions-Handelssystem ETS einbezogen werden. Beschlossen ist aber noch nichts.
All das sei begrüssenswert, meint Klimaexperte Murphy von (T&E). Aber es reiche nicht, um CO2-Emissionen von Airlines nachhaltig zu senken. Nötig sei letztlich eine Treibstoffsteuer: «Erst wenn Fliegen teurer wird, steigen Passagiere auf Alternativen um. Steuern fördern zudem den Umstieg auf klimafreundlichere Technologien und alternative Treibstoffe.»
Von solchen zusätzlichen Steuern ist in den staatlichen Rettungsplänen für europäische Airlines nichts zu lesen.