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Misslungener Putsch Scheitern mit Signalwirkung: Benin bleibt dem Westen treu

Bewaffnete Männer im Studio des nationalen Fernsehens. Das Sinnbild eines jeden Militärputschs. Für einen Moment schien das Schicksal Benins besiegelt, als am Sonntagmorgen mehrere Aufständische erklärten, die Macht im Land übernommen zu haben.

Putschversuch in Benin misslungen

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Benin in Westafrika
Legende: Benin liegt in Westafrika. srf

Im westafrikanischen Benin ist am Sonntag nach staatlichen Angaben ein Putschversuch gescheitert. Präsident Patrice Talon sagte am späten Sonntagabend, man habe die Lage wieder vollständig unter Kontrolle. Am Morgen hatte eine Gruppe von Soldaten im staatlichen Fernsehen die Machtübernahme verkündet.

Unmittelbar nach einem vereitelten Putschversuch in Benin beschloss die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas die Entsendung einer militärischen Eingreiftruppe, um die Lage zu stabilisieren (reuters/sda).

In Westafrika gibt es zuhauf Länder, in denen Militärs das Sagen haben. So etwa in Guinea-Bissau, wo vor zwei Wochen ein Putsch erfolgreich war. In Benin war der Schreck nur von kurzer Dauer. Kurz nach Ausstrahlung der hastig verlesenen Nachricht der Putschisten übernimmt die rechtmässige Armee wieder die Kontrolle. Am Bildschirm versichert der Innenminister, die Lage sei unter Kontrolle.

Insel der Stabilität

Längst gehörten solche Bilder in Benin der Vergangenheit an. Der letzte Militärputsch ist über 50 Jahre her. Seit mehr als 30 Jahren zählt Benin zu den stabileren Demokratien in Afrika. Eine grosse Ausnahme auf dem Kontinent. In der Sahelzone breitet sich derweil ein sogenannter Putschgürtel aus. In Burkina Faso putschten die Militärs vor drei Jahren gleich zweimal. Östlich davon in Niger übernahmen die Militärs ein Jahr darauf die Macht.

In Benin haben sich die Putschisten offensichtlich verkalkuliert. Wie die Militärs in den beiden Sahelstaaten rechtfertigten sie den Waffengang mit der Verschlechterung der Sicherheitslage. Seit Jahren destabilisieren Dschihadisten den Norden des Landes. Details zum Kampf gegen die Terroristen kommen kaum an die Öffentlichkeit. Die Meuterer werfen der Regierung vor, sich nicht um die gefallenen Soldaten zu kümmern.

Spott, Spekulationen und geopolitische Schatten

Benins Bevölkerung hat nach den bangen Stunden schnell wieder zum Alltag zurückgefunden. Bereits wird im Internet gespottet. Zehn Jahre, nachdem sich in Burkina Faso der später so benannte «dümmste Staatsstreich der Welt» abgespielt hatte, wurde Benin zum Schauplatz des wohl kürzesten Putschversuchs.

Die Frage bleibt, wer die Aktion im Hintergrund koordiniert hat. Während rund ein Dutzend Aufständische verhaftet worden sind, ist der Anführer weiterhin flüchtig. Ideologische Schützenhilfe erhielten die Putschisten von Aktivisten aus dem Umfeld der Allianz der Sahelstaaten – einem Staatenbündnis der drei Sahelputschstaaten Mali, Niger und Burkina Faso. Die Blogger verbreiteten Botschaften, in denen sie die meuternden Soldaten feierten.

Die Allianz der Sahelstaaten hat sich von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich abgewendet und sucht die Nähe zu Russland. Benin arbeitet weiterhin mit Frankreich zusammen, so soll dessen Präsident Macron früh über die Vorgänge informiert gewesen sein und Truppen der Spezialeinheiten vor Ort in Alarmbereitschaft versetzt haben. Zu Hilfe eilten der zivilen Regierung in Benin auch Truppen der westafrikanischen Wirtschaftsunion Ecowas aus Nigeria. Beim Putschversuch stand nicht nur die Stabilität eines Landes und der Region auf dem Spiel, sondern auch deren geopolitische Ausrichtung.

Simon Roth

Auslandredaktor TV

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Simon Roth arbeitet seit 2019 bei SRF, aktuell als Auslandredaktor TV. Er hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert.

SRF 4 News, 8.12.2025, 5 Uhr;stal;wilh

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