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Chinas Hanfu-Bewegung
Aus Echo der Zeit vom 01.05.2021. Bild: SRF. Martin Aldrovandi
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Mode in China Hanfu: Mit kaiserlichem Outfit gegen westliches Mode-Diktat

Chinas junge Generation lässt die Mode der Kaiserzeit aufleben. Hanfu – auch ein Zeichen wachsenden Selbstbewusstseins.

Es glitzert und funkelt, bunte Halsketten und Haarklammern sind im kleinen Ladenlokal ausgestellt. Daneben hängen weite Roben mit filigranen Stickereien – bunte Tier- und Blumenmuster. Im Hanfu-Tiyian-Dian in Peking können Kundinnen und Kunden Hanfu «erleben»: Chinesische Kleidung aus der alten Kaiserzeit anziehen, sich schminken und fotografieren lassen.

Cang Xi ist Mitte dreissig und führt den kleinen Laden, wenige Gehminuten von der verbotenen Stadt entfernt, dem ehemaligen Kaiserpalast. Sie trägt ein jadegrünes Oberteil und einen goldfarbenen Rock.

Jeans und Shirt: nicht schön genug

Seit sie Hanfu trage, könne sie mit T-Shirt und Jeans nichts mehr anfangen, betont sie: «Das ist doch nicht schön genug, oder? Wer Hanfu trägt, schminkt sich auch. Das gehört einfach dazu und man sieht schöner aus.» Ihr Geschäft hat Cang Xi vor drei Jahren eröffnet. Auf die Idee kam sie bei Reisen nach Japan, wo sie jeweils Kimonos trug. Auch die Saris in Indien begeisterten sie.

Wer Hanfu trägt, schminkt sich auch. Das gehört einfach dazu und man sieht schöner aus.
Autor: Cang Xi

Dass Chinesinnen und Chinesen nicht traditionelle Kleidung tragen, liege an der jüngeren Geschichte, erklärt Cang Xi: Über Jahrzehnte war solche Kleidung verpönt. Unter Mao Zedong wurden in der sozialistischen Revolution alte Traditionen zerstört. Luxuriöse Kleidung und Schmuck aus der feudalen Kaiserzeit waren vor allem während der Kulturrevolution undenkbar.

Frau Cang Xi, Mann Cai Zehong
Legende: Cang Xi frisiert Cai Zehong den traditionellen chinesischen Dutt. SRF

Nach der wirtschaftlichen Öffnung in den 1980er- und 1990er-Jahren musste das Land wirtschaftlich aufholen: «Als meine Mutter jung war, war China noch sehr arm. Es ging darum, genug zu essen zu kriegen. Jetzt wo es uns wieder gut geht, holen wir die alte Tradition wieder hervor», so Cang Xi.

Hanfu – mehr als ein Kleidungsstil

«Han» steht für die Ethnie der Han-Chinesen und «Fu» für Kleidung. Es sei eine Wiederbelebung der alten chinesischen Kultur, erklärt Cai Zehong von der Peking Hanfu-Vereinigung.

Er trägt eine traditionelle rote Robe, die langen Haare hat er zu einem Dutt gebunden. «Kleidung ist Teil der Identifikation mit der eigenen Ethnie. Diese Identifikation und der Stolz auf das eigene Land werden damit verstärkt», sagt Cai Zehong.

Frau Cang Xi, Mann Cai Zehong
Legende: Cang Xi und Cai Zehong: «Hanfu ist für uns nicht nur ein Kleidungsstil, sondern auch Werbung für traditionelle chinesische Werte und Kultur.» SRF

Das entspricht der Politik der derzeitigen Führung Chinas, sie will das kulturelle Selbstbewusstsein der Bevölkerung stärken. Xi Jinping spricht denn auch von der «Grossen Wiedergeburt der chinesischen Nation».

Letzte Kaiserdynastie kommt nicht vor

Populäre Kleidungsstile der Hanfu-Bewegung sind inspiriert von der Tang-Dynastie, der Song- oder auch der Ming-Dynastie. Die letzte Kaiserdynastie – die Qing – kommt in der Hanfu-Bewegung dagegen nicht vor. Denn diese Herrscher waren Mandschuren – und keine Han-Chinesen.

Zu den Han-Chinesen gehören über 90 Prozent der Bevölkerung Chinas. Der Rest besteht aus über 50 anerkannten ethnischen Minderheiten, darunter auch die Tibeter oder auch die Uiguren.

Noch braucht es Mut für Hanfu

Cai Zehong gibt sich optimistisch, dass in Zukunft immer mehr Menschen Hanfu als Alltagskleidung tragen, auf der Strasse, auf der Arbeit oder in der Schule.

Eine interessierte Kundin im Laden von Cang Xi ist da etwas zurückhaltender. Es sei zwar gut, dass mehr Leute ihre eigene Kultur unterstützten und nicht nur der ausländischen Kultur folgten, sagt sie. Selbst traut sie sich aber noch an Hanfu heran. Sie müsse lernen, wie man die Kleider richtig trage. Noch sind die Hanfu-Trägerinnen und -Träger in der Minderheit und fallen im Strassenbild auf.

Echo der Zeit, 30.04.2021, 18:00 Uhr

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