Zum Inhalt springen

Monarchie auf Norwegisch Norwegische Prinzessin verkauft die Bildrechte ihrer Hochzeit

Prinzessin Märtha Louise von Norwegen heiratete einen Schamanen und schloss die Öffentlichkeit vom Fest aus.

Darum geht es: Die norwegische Prinzessin Märtha Louise und der selbst ernannte Schamane Durek Verrett haben geheiratet. Daran aussergewöhnlich ist, dass die Öffentlichkeit von den Feierlichkeiten weitgehend ausgeschlossen war. Das Brautpaar selbst wurde vor Blicken mit weissen Laken abgeschirmt. Als Ehemann der Prinzessin ist Verrett nun offiziell Mitglied der Königsfamilie. Einen Titel erhält er jedoch nicht.

Vier junge Fraune halten ein Tuch hoch. Das Brautpaar wird verdeckt.
Legende: Abgeschirmte Hochzeit: Die Öffentlichkeit soll das Brautpaar nicht sehen. Keystone/Cornelius Poppe

Darum durfte die Öffentlichkeit und die Presse nicht an der Hochzeit teilhaben: Prinzessin Märtha Louise hat dem britischen Klatschmagazin «Hello» die exklusiven Bildrechte der Berichterstattung verkauft. Wie viel das Magazin dafür bezahlte, ist nicht bekannt. Ein Netflix-Team hat sich zudem die Filmrechte gesichert. Die einheimischen Medien wurden entgegen den üblichen Konventionen von den wichtigsten Momenten der Eheschliessung ausgeschlossen.

Dieses Vorgehen verstösst gegen den ungeschriebenen Vertrag zwischen dem norwegischen Volk und dem Königshaus.
Autor: Bruno Kaufmann SRF-Nordeuropa-Korrespondent

Unmut bei der Bevölkerung: «Die Norwegerinnen und Norweger sind ungehalten darüber und frustriert. Dieses Vorgehen verstösst gegen den ungeschriebenen Vertrag zwischen dem norwegischen Volk und dem Königshaus», sagt SRF-Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann. Die norwegische Monarchie wird von Steuergeldern finanziert und geniesst viele Privilegien. Eigentlich sollte das Königshaus im Dienste Norwegens stehen, wie der Korrespondent erklärt. Die Königsfamilie gelte gewissermassen als öffentliche Familie.

Die Prinzessin heiratet einen Schamanen

Box aufklappen Box zuklappen

Durek Verrett, den Prinzessin Märtha Louise geheiratet hat, ist nach eigenen Angaben Schamane in sechster Familiengeneration. Auf spirituelle Weise will der aus Kalifornien stammende 49-Jährige Menschen zu ihrer wahren Stärke verhelfen. «Schamanismus bedeutet im Grunde, dass ich eine Brücke zur Geisterwelt bin», sagte er einmal. Kritiker werfen ihm vor, umstrittene Theorien über Krankheiten und ihre Ursachen von sich zu geben. Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann gibt ein Beispiel: «Er hat für Schlagzeilen gesorgt, weil er sagt, dass schwere Krankheiten wie Krebs auch ohne Medizin geheilt werden könnten.»

Diese Stellung hat Märtha im norwegischen Königshaus: In der norwegischen Thronfolge ist sie auf Platz 4. Sie hat drei Töchter aus erster Ehe, die keinen Adelstitel tragen. Der Grund, warum Märtha als ältestes Kind des Königspaares nicht Kronprinzessin wurde, liegt darin, dass Norwegen bis 1991 nur männliche Thronfolger vorgesehen hatte. 2022 gab das norwegische Königshaus bekannt, dass Märtha von ihren offiziellen königlichen Pflichten zurückgetreten sei. Dies, weil ihr damaliger Verlobter – und heutiger Ehemann – dem Ruf des Königshauses schaden könnte. Ihren Titel durfte sie behalten.

Keine Apanage für Märtha: Seit ihrer ersten Hochzeit 2002 mit dem Schriftsteller Ari Behn verzichtete sie auf Zuwendungen des Königshauses. Diese Ehe wurde 2016 geschieden. Behn nahm sich 2019 das Leben. Märtha machte Karriere als Springreiterin und liess sich zur Physiotherapeutin ausbilden. Bis 2019 verdiente sie ihr Geld unter anderem mit einer Engelsschule. Seit 2019 ist sie mit Verett liiert. Wie SRF-Korrespondent Kaufmann sagt, verkauft Märtha spirituelle Bücher und andere Produkte wie Prinzessinnen-Nagellack und Spirituosen.

Norwegen und die Monarchie

Box aufklappen Box zuklappen

Norwegen wurde im Jahr 1905 unabhängig (von Schweden). Zum König wurde von den damals stimmberechtigten Männern der dänische Prinz Haakon VII gewählt. Seit 1913 sind in Norwegen auch Frauen stimmberechtigt. Der norwegische König ist das Staatsoberhaupt. Norwegen ist eine konstitutionelle und erbliche Monarchie mit einem parlamentarischen Regierungssystem.

Nicht anwesend an der Hochzeit: Der erste Sohn der Kronprinzessin Mette-Marit, Marius Borg Hoiby, der kürzlich in die Schlagzeilen geriet, weil er mutmasslich seine Freundin verprügelt haben soll, blieb der Hochzeit fern. 350 Gäste feierten mit dem Brautpaar, darunter neben dem norwegischen Königspaar auch das Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit und ihre gemeinsamen Kinder.

Norwegen überlegt sich jetzt, ob dies noch die richtige Staatsform für die Zukunft ist.
Autor: Bruno Kaufmann SRF-Nordeuropa-Korrespondent

Unzufriedenheit mit der Monarchie: Der Nachgeschmack dieses Wochenendes sei «äusserst schal», sagt Kaufmann. Vor 119 Jahren sei bei der Abstimmung über die Unabhängigkeit nur knapp dafür gestimmt worden, dass man einen dänischen Prinzen zum König mache und nicht eine Republik werde. «Man kann sagen: Norwegen überlegt sich jetzt, ob das noch die richtige Staatsform für die Zukunft ist», sagt der Korrespondent.

Bruno Kaufmann

Nordeuropa-Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Bruno Kaufmann berichtet seit 1990 regelmässig für SRF über den Norden Europas, von Grönland bis Litauen. Zudem wirkt er als globaler Demokratie-Korrespondent beim internationalen Dienst der SRG mit.

SRF 4 News, 02.09.2024, 11:18 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel