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Mondsichel und Ramadan Was das Ende des Ramadans mit Politik zu tun hat

Sehen Muftis am Ende des Ramadans den Mond nicht, heisst es einen Tag weiterfasten. Das wird auch politisch genutzt.

Darum geht es: Heute beginnt mit dem «Eid Al Fitter» das Fest des Fastenbrechens im Islam. Den Auftakt machen traditionell die Grossmuftis in den jeweiligen Ländern. Sie müssen melden, dass sie die Mondsichel am Himmel persönlich gesehen haben. Erst wenn diese Meldung erfolgt ist, ist das Ende des Ramadans für 1,8 Milliarden Musliminnen und Muslime in aller Welt offiziell, und die Festessen können beginnen.

Wenn das Wetter nicht mitspielt: Für den Fall, dass die Mondsichel zum Ende des Ramadans nicht sichtbar ist, wird die Fastenzeit automatisch um einen Tag auf 30 Tage verlängert. Das kann wetterbedingt geschehen, wenn etwa der Himmel bedeckt ist oder wenn Wüstenstaub den Blick auf Mond und Sterne verunmöglicht, wie Nahostkorrespondentin Susanne Brunner in Jordanien erklärt.

Wenn die Politik hineinspielt: Allerdings kann es auch sein, dass man in einem Land die Mondsichel bereits gesichtet hat, während sich das benachbarte Land noch Zeit lässt. Natürlich würde kein Grossmufti je zugeben, dass Politik bei der Sichtung der Mondsichel eine Rolle spielt. Aber es ist doch sehr erstaunlich, wie politisch sich der Mond verhalten kann.

Zwei aktuelle Beispiele: Gestern Abend haben in Syrien die Muftis in den Gebieten unter der Kontrolle von Präsident Assad die Mondsichel nicht gesehen. Ganz zufällig wurde die Sichel auch im Iran nicht gesichtet, dem Assad politisch sehr nahesteht. In den Gebieten ausserhalb von Assads Kontrolle dagegen bestätigten die Muftis die Mondsichel, zufälligerweise gleichzeitig wie Saudi-Arabien.

Dasselbe Muster im südjemenitischen Aden, wo die Regierung von den Saudis gestützt wird und die hohen Gelehrten die Mondsichel erblickten. Im Gebiet der Huthi-Rebellen um die Stadt Sanaa hingegen entzog sich die Mondsichel in wundersamer Weise den Augen der Muftis.

Kein Fest trotz Festtag: Das Datum für den Ramadan wird lange Zeit im Voraus im Kalender festgelegt. Doch das letzte und entscheidende Wort haben die Muftis. Es steht selbst über Mekka (Saudi-Arabien), das in der Regel bei religiösen Fragen tonangebend ist.

Das führt zwangsläufig zu organisatorischen Problemen wie jetzt gerade in Jordanien, wie Brunner schildert: So ist zwar bereits Feiertag. Da aber gestern Abend die Mondsichel nicht gesichtet wurde, muss einen Tag länger gefastet werden. Das grosse und aufwendig geplante Fest mit Familie und Bekannten muss warten.

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