«Solidarität mit Sigfrido Ranucci!» Das forderten am Dienstag Demonstrierende im Herzen Roms. Ranucci leitet seit Jahren ein viel beachtetes Programm des staatlichen Fernsehsenders RAI.
Der Journalist präsentiert dort aufwändige Recherchen. Er ist unbequem, zuweilen gar starrköpfig. Ranucci wurde deswegen in den letzten Jahren immer wieder bedroht. Er lebt seit langem unter Polizeischutz.
Auch andere wurden bedroht
Ranucci ist nicht der einzige italienische Journalist, der ohne Personenschutz keinen Schritt mehr machen kann.
Ein anderer ist Lirio Abbate, der jetzt ebenfalls zur Menge sprach. «Der Anschlag auf Ranucci trifft die Freiheit und die Demokratie Italiens», sagte der Recherchejournalist, der seit Jahren über Italiens Mafia oder grosse Korruptionsskandale berichtet.
Ist die Demokratie in Gefahr?
Zur Demonstration für die Pressefreiheit hatten linke Parteien aufgerufen, allen voran das Movimento Cinque Stelle von Ex-Premier Giuseppe Conte. Er forderte die Partei von Regierungschefin Giorgia Meloni dazu auf, eine Klage gegen den bedrohten Journalisten Ranucci zurückzuziehen.
Denn Italiens Medienschaffende würden nicht nur mit Sprengstoff bedroht, sondern sie würden auch mit einer regelrechten Flut von Klagen zugeschüchtert, so Conte. Zudem habe die Regierung dem staatlichen Radio und Fernsehen der RAI einen strammen Rechtskurs aufgezwungen.
Elly Schlein, die Chefin der Sozialdemokraten, sprach gar davon, die rechte Regierung Melonis gefährde Italiens Demokratie.
Meloni meidet Journalistenfragen
Diese Aussage Schleins sei eine krasse Übertreibung, sagen viele – und darunter sind nicht nur Anhängerinnen und Anhänger der rechten Regierungsparteien. Auch Demonstrierende auf der Piazza weisen diese pauschale Aussage zurück.
Die Aussage Schleins zurückgewiesen hat zum Beispiel Assunta: «Meloni alle Schuld zuzuschieben, das funktioniert nicht.» Die ältere Lehrerin kritisiert aber etwas anderes: Meloni habe sich gegenüber US-Präsident Donald Trump damit gebrüstet, dass sie gar nicht erst mit Journalistinnen und Journalisten spreche. «Das ist gefährlich», sagt Assunta.
Dass Meloni Fragen von Medienschaffenden systematisch ausweiche, kritisiert auch Francesco, ein junger Student. Doch solches habe es schon vor Meloni gegeben: «In Italien hat man den freien Journalismus schon immer behindert. Und auch linke Regierungen nahmen starken Einfluss auf die RAI und platzierten dort ihre Leute.»
Ein Alarmzeichen
Und wer hat den Sprengstoff vor Ranuccis Haus gezündet? «Das kann man nicht den rechten Parteien anlasten», betont Student Francesco. Wer genau hinter dem Attentatsversuch vor dem Haus des Recherchejournalisten steckt, bleibt weiter unklar. Sicher aber ist: Es ist ein Alarmzeichen.