Das Wichtigste in Kürze
- In einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» sagte der Chef der Euro-Gruppe, Jeroen Dijsselbloem, dass sich die nördlichen Eurostaaten in der Euro-Krise mit den Krisenländern solidarisch gezeigt hätten.
- Diese hätten aber auch Pflichten. Man könne nicht sein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und die anderen anschliessend um Unterstützung bitten.
- Südeuropäische Politiker fordern seinen Rücktritt.
Der Chef der Euro-Gruppe, der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, ist nach seinen abfälligen Äusserungen gegenüber Südeuropäern mit massiven Rücktrittsforderungen konfrontiert. Für Politiker aus Spanien, Portugal und Italien ist er als Führer der Eurogruppe untragbar geworden.
«Chance zum Schweigen verpasst»
Portugals Ministerpräsident Antonio Costa nannte Dijsselbloems Äusserungen rassistisch, fremdenfeindlich und sexistisch. Für spanische Politiker von links bis rechts hat Dijsselbloem damit seine Neutralität und seine Glaubwürdigkeit verloren. Und für Italiens Sozialdemokraten hat Dijsselbloem «eine Chance zum Schweigen verpasst». Solche Leute verdienten nicht den Posten, den sie bekleideten. Griechenland befürchtet, dass damit die Nord-Süd-Spaltung der EU noch verschärft werde.
Keine Stilnoten für Interviews
Auch die EU-Kommission hält die Aussagen des Eurogruppenchefs für falsch, während Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble meinte, er vergebe keine Stilnoten für Interviews. Dijsselbloem wies Forderungen nach einem Rücktritt und einer Entschuldigung zurück. Er habe nicht bestimmte Länder kritisiert, sondern allgemein über Solidarität in der Eurozone gesprochen.