- Die Eltern des mutmasslichen Schützen, der in einer Schule im US-Bundesstaat Michigan vier Menschen erschossen haben soll, sind nach eintägiger Fahndung im nahen Detroit gefasst worden.
- Anwälte des Ehepaars hatten erklärt, die beiden hätten die Stadt zu ihrer Sicherheit verlassen.
- Gegen die Eltern lief bereits eine Ermittlung wegen Totschlags in vier Fällen, weil sie die Tat-Pistole gekauft und ihrem minderjährigen Sohn den Zugang dazu erlaubt hätten.
Die Eltern seien in einem Fabrikgebäude in Detroit entdeckt worden. Die Festnahme sei ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte Detroits Polizeichef James White. Die Polizei habe zuvor einen Tipp bekommen, wo sie sich versteckten, sagte er. Die Eltern sind wegen vierfachen Totschlags angeklagt.
Zwei Anwälte, die das Ehepaar vertreten, hatten erklärt, die beiden hätten die Stadt zu ihrer Sicherheit verlassen und würden freiwillig zu einer Anklageverlesung zurückkehren. Die Polizei hatte allerdings wenige Stunden nach Verkündung der Anklage am Freitag eine Grossfahndung gestartet, um das Ehepaar festzunehmen.
Staatsanwältin Karen McDonald erklärte, die Eltern hätten die Tatwaffe gekauft, ihrem minderjährigen Sohn Zugang zu der Pistole erlaubt und Warnungen ignoriert. Eine Anklage gegen die Eltern eines Täters bei einem solchen Gewaltakt in Schulen sei sehr selten, aber in diesem Fall seien die Fakten «ungeheuerlich», sagte sie.
Der 15-Jährige hat laut Polizei am Dienstag mit der Waffe, die sein Vater erst Tage zuvor gekauft hatte, vier Schüler getötet. Zudem verletzte er sechs Schüler und eine Lehrerin. Die Anklage geht von einer vorsätzlichen Tat aus. Der Zehntklässler ist unter anderem wegen Terrorismus mit Todesfolge und vierfachem Mord angeklagt.
McDonald sagte, der Vater habe die Waffe am 26. November in Anwesenheit des Sohnes gekauft. Der Sohn habe noch am selben Tag in sozialen Medien ein Foto davon mit dem Kommentar «Habe heute meine neue Schöne bekommen» veröffentlicht. In seiner Highschool in Oxford nördlich von Detroit sei er von einem Lehrer erwischt worden, als er im Internet nach Munition suchte.
Die Lehrerin fand verstörende Zeichnung
Die Schule habe die Mutter telefonisch und per E-Mail informiert, aber keine Antwort erhalten, schilderte McDonald. Die Mutter habe dem Sohn daraufhin folgende SMS geschrieben: «LOL – Ich bin nicht sauer. Du musst lernen, nicht erwischt zu werden.»
Am Morgen der Tat fand eine Lehrerin gemäss den Schilderungen bei dem späteren Schützen eine Zeichnung, die sie so verstörend fand, dass sie ein Foto davon machte. Daraufhin seien die Eltern sofort an die Schule zitiert worden. Der Sohn habe die Zeichnung noch vor dem Treffen mit den Eltern abgeändert. In der Besprechung hätten die Eltern den Sohn nicht gefragt, ob er seine Waffe bei sich hätte, erklärte McDonald.
Waffe war laut Staatsanwältin im Schlafzimmer der Eltern
Die Eltern hätten sich geweigert, ihren Sohn mit nach Hause zu nehmen, daher sei er zurück ins Klassenzimmer gegangen. Sie hätten auch seinen Rucksack nicht auf die Waffe hin durchsucht. Als dann bekannt wurde, dass jemand an der Schule auf Menschen schoss, schrieb die Mutter ihrem Sohn eine Nachricht: «Tue es nicht.» Der Vater fuhr nach Hause, rief bei der Polizei an und gab an, dass seine Waffe fehlte, so die Staatsanwältin.
Die Waffe sei im Schlafzimmer der Eltern in einer nicht abgesperrten Schublade gelagert worden, sagte McDonald. «Waffenhalter haben eine Verantwortung», mahnte sie. In den USA kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen, weil Schützen an Schulen das Feuer eröffnen.