Das Wichtigste in Kürze
- Die afghanische Hauptstadt Kabul hat ein Sicherheitsproblem.
- Das Chaos wird gezielt von radikalislamischen Kräften geschürt.
- Ihr Ziel: den politischen Kollaps erzwingen.
Der Selbstmordattentäter zündete seine Autobombe auf einer der am besten gesicherten Strassen Kabuls. Sie explodierte im Stadtzentrum, wo sich zahlreiche ausländische Botschaften und afghanische Sicherheitseinrichtungen befinden. Bilanz am Tag danach: Mehr als 100 Tote und über 230 Verletzte.
Der Anschlag vom Samstag war bereits der zweite schwere Terrorangriff innerhalb von sieben Tagen in der afghanischen Hauptstadt, die auf das Konto der radikalislamischen Taliban gehen. Erst vor einer Woche hatten sechs Kämpfer in einer Operation das grosse Hotel Intercontinental angegriffen. Mindestens 20 Menschen wurden dabei getötet.
Die Unzufriedenheit der Menschen ist enorm.
Klar ist: Die Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt hat sich seit Ende der Nato-Kampfmission im Dezember 2014 stark verschlechtert. 2017 alleine gab es dort mehr als 20 Anschläge der Taliban und der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Mehr als 500 Menschen starben.
Doch für SRF-Korrespondent Pascal Weber ist klar: «Afghanistan durchlebt nicht nur eine schwere Sicherheitskrise, sondern auch eine schwere wirtschaftliche und politische Krise.» Im Land herrsche das nackte politische Chaos, die Unzufriedenheit der Menschen sei enorm.
Afghanistan ist also weiterhin ein Nährboden für Radikalismus? «Es dürfte eines der Ziele der Taliban wie auch des IS sein, dieses Chaos und die Unzufriedenheit auszunutzen und zuzuspitzen, um den politischen Kollaps zu erzwingen», sagt Weber. Die Bedrohung in Kabul sei an vielen Punkten allgegenwärtig, wie etwa im Stadtzentrum oder vor Regierungsgebäuden. «Attentate wie der vom Samstag haben natürlich auch eine hohe Auswirkung auf die Psyche der Menschen im Alltag», sagt Weber.
Die Kabul-Provinz steht wegen der vielen Angriffe auf die Hauptstadt an der Spitze der Anschlags- und Opfer-Statistiken. Schon von 2015 auf 2016 war laut UNO die Anzahl der zivilen Opfer von Anschlägen in Kabul um 68 Prozent gestiegen. Bis Juli 2017 wuchs sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um weitere 59 Prozent.
Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen mittlerweile wieder mindestens 13 Prozent des Landes und kämpfen um weitere 30. Auch deshalb schicken die USA und einige Nato-Staaten nun wieder Tausende zusätzliche Soldaten nach Afghanistan.