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Nach Druck von Regime Belarussische Sprinterin kann auf europäische Länder zählen

Nach kritischen Äusserungen sollte die Sprinterin Timanowskaja sofort nach Hause. Doch sie wehrte sich – und hat jetzt Aussicht auf Asyl in Europa.

Worum geht es? Die belarussische Olympia-Teilnehmerin Kristinia Timanowskanja hätte heute Montag in Tokio am olympischen 200-Meter-Sprint teilnehmen sollen. Doch weil sie öffentlich Kritik an ihren Trainern geübt hatte, wurde sie in ihre Heimat zurückbefohlen. Laut japanischen Medien wurde sie von belarussischen Funktionären am Sonntagabend an den Flughafen in Tokio gebracht, wo sie sich aber an japanische Polizisten wandte. Sie verbrachte die Nacht daraufhin unter Schutz der japanischen Polizei im Flughafen-Hotel. Laut dem IOC wurde ein Kontakt mit UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hergestellt.

Warum war Timanowskaja unzufrieden? Auslöser der Affäre war offenbar ein mittlerweile gelöschtes Video, das Timanowskaja bei Instagram gepostet hatte. Darin kritisierte sie den belarussischen Leichtathletikverband. Timanowskaja gab an, sie sei dazu gezwungen worden, auch am 4x400-Rennen teilzunehmen, weil der Verband nicht die Anzahl ausreichender Dopingkontrollen für die Athletinnen gewährleistet habe, die eigentlich für die Staffel vorgesehen waren. Deshalb der Befehl, sofort nach Hause zurückzukehren.

Wie tönen belarussische Funktionäre? Im Messenger-Dienst Telegram tauchte ein Mitschnitt eines Gesprächs zwischen Timanowskaja und belarussischen Funktionären auf. «Offenbar nahm Timanowskaja das Gespräch mit ihrem Handy auf», sagt SRF-Russlandkorrespondentin Luzia Tschirky. Dabei versuchten die Funktionäre, die Sportlerin mit Drohungen dazu zu bringen, dass sie sich nicht gegen die Rückkehr nach Belarus wehrt. «Den Tonfall, in dem die Funktionäre mit Timanowskaja sprechen, kann man sich wohl in keinem anderen europäischen Land vorstellen», sagt Tschirky. Man sagte ihr: Je mehr sie sich gegen die Rückkehr-Order wehre, desto grösser würden ihre Schwierigkeiten.

Das ist die offizielle Begründung

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Das belarussische Olympische Komitee hatte erklärt, es sei auf Anraten von Ärzten beschlossen worden, Timanowskaja wegen ihres «emotionalen, seelischen Zustands» aus dem olympischen Team
herauszunehmen.

Wer gab den Befehl? Der Entscheid, dass Timanowskaja nach Belarus zurückkehren müsse, sei auf höchster Ebene gefällt worden, würden die Funktionäre in dem Mitschnitt sagen, so die Korrespondentin. Zwar falle der Name von Machthaber Alexander Lukaschenko dabei nicht. «Doch es ist davon auszugehen, dass er zumindest sein Einverständnis dazu gegeben hat.»

Ist es ein politischer Entscheid? Am Anfang der Affäre standen offenbar nicht kritische Äusserungen der Sportlerin gegen das belarussische Regime – auch wenn die Opposition jetzt versucht, die Sache für sich auszuschlachten, wie Tschirky erläutert. «Timanowskaja gehört nicht zu jenen belarussischen Sportlerinnen und Sportlern, die sich nach den gefälschten Präsidentenwahlen in einer unabhängigen Organisation zusammengeschlossen haben.» Zwar zeige sich an dem Fall exemplarisch der Führungsstil der Regimes. «Doch Timanowskajas Kritik war im Kern nicht politisch.»

Was passiert jetzt mit Timanowskaja? Verschiedene Länder, darunter Tschechien und Polen, haben der belarussischen Sportlerin angeboten, ihr ein Visum auszustellen. Aus Polen hiess es sogar, Timanowskaja könne ihre Sportkarriere dort weiterführen. Inzwischen hat die Sportlerin vor laufenden Kameras denn auch die polnische Botschaft in Tokio betreten. Zuvor hatte eine unabhängige belarussische Sportorganisation gemeldet, Timanowskaja habe in Polen um Asyl ersucht. «Es sieht danach aus, dass sie nicht nach Belarus zurückkehren wird», so Tschirky. «Im Gegensatz zu den aktuell über 600 politischen Gefangenen im Land habe sie die Möglichkeit, im Ausland Hilfe zu erhalten.»

SRF 4 News aktuell vom 2.8.2021, 09.40 Uhr ; 

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