- 3000 Helfer suchen nach dem Erdrutsch in der chinesischen Provinz Sichuan weiter verzweifelt nach Verschütteten – doch die Hoffnung schwindet stündlich.
- 118 Dorfbewohner werden unter den Geröllmassen vermisst. 15 Leichen wurden bereits geborgen, wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
- Nach tagelangen Regenfällen war der Berghang in Südwestchina am Samstag über mehr als tausend Meter in die Tiefe abgerutscht.
«Mit voller Wucht» habe der Erdrutsch das Dorf Xinmo unter sich begraben, wie Geologen im Staatsfernsehen schilderten. Wo vorher 62 teils zweigeschossige Häuser standen, erstreckte sich eine hunderte Meter breite Geröllwüste. Der Fluss im Tal wurde über zwei Kilometer zugeschüttet, ebenso eine Strasse auf 1,6 Kilometer.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping rief zu grössten Anstrengungen auf, um Überlebende zu finden. UNO-Generalsekretär António Guterres zeigte sich tief betroffen von der Tragödie und sprach sein Beileid aus. Auch Kremlchef Wladimir Putin kondolierte der chinesischen Führung in einem Telegramm.
Paar samt Baby gerettet
Es gab nur wenige Überlebende. Ein Elternpaar entkam mit seinem Baby, doch wurden die zweijährige Tochter und andere Mitglieder der Grossfamilie verschüttet. Der Säugling hatte in der Früh geschrien, und die Eltern wechselten ihm die Windel, als sie bemerkten, dass der Berg ins Rutschen kam. «Meine Frau und ich nahmen das Baby, rannten los und wären beinahe noch verschüttet worden, aber überlebten schliesslich», sagte der 26-jährige im Hospital dem lokalen Fernsehen.
Die Suche dauerte über Nacht an. «Die Chancen, noch Überlebende zu finden, sind gering», berichtete das Staatsfernsehen. Verantwortliche mahnten zur Vorsicht. «Leben zu retten hat absoluten Vorrang», sagte der Parteichef der Provinz, Wang Minghui, auf einer Pressekonferenz. Aber auch die Sicherheit der Retter müsse gewahrt werden.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Die Bergungsarbeiten gestalteten sich kompliziert. «Die Vermissten könnten bis zu einer Tiefe von möglicherweise 20 Metern unter der Oberfläche des Gerölls stecken», berichtete der Reporter Zheng Yibing vom Staatsfernsehen vor Ort.
Am Samstagnachmittag gab es noch einen weiteren, kleineren Bergrutsch, der aber ohne grössere Folgen blieb.
«Die Bergungsaktion ist wirklich schwierig», sagte Zheng Yibing. Die Helfer müssten Tunnel graben, um zu den Opfern zu kommen. «Es ist ein Rennen gegen die Zeit.» Anfangs seien noch Lebenszeichen zu hören gewesen. «Später sind die Hinweise aber verstummt.» Schaufellader und Bagger waren im Einsatz. Die Polizei schickte auch 23 Suchhunde und Geräte, mit denen Menschen in den Erdmassen aufgespürt werden können.
Gebiet geologisch heikel
In der hügeligen Gegend leben vor allem Angehörige der Minderheiten der Tibeter und der Qiang. Der Kreis Mao liegt in etwa 2000 Meter Höhe in der Präfektur Aba rund 200 Kilometer nördlich von der Provinzhauptstadt Chengdu. Geologen schilderten, dass der Bergrutsch in etwa 3500 Meter Höhe begonnen habe. «Der Regen sorgte für Instabilität des Berges», sagte ein Experte.
Das Gebiet gilt als geologisch schwierig. Nur 60 Kilometer entfernt passierte 2008 das verheerende Erdbeben von Wenchuan, bei dem zehntausende Menschen ums Leben kamen. Nach amtlichen Angaben sind keine Touristen beim Unglück in dem beliebten Ausflugsgebiet zu Schaden gekommen.