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Nach Festnahme Puigdemonts 100 Verletzte nach Protesten in Katalonien

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen die Festnahme des ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont haben tausende Menschen demonstriert.
  • Dabei wurden mindestens 100 Menschen verletzt.
  • In Barcelona kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei.
  • Puigdemont war bei der Einreise nach Deutschland wegen eines europäischen Haftbefehls festgenommen worden.

Bei Protesten in Katalonien sind mindestens 100 Menschen verletzt worden – darunter auch Polizeibeamte. Das schreiben Rettungskräfte auf Twitter.

Die meisten Verletzten habe es in der katalanischen Hauptstadt Barcelona gegeben, wo am Sonntagabend mehr als 50'000 Menschen auf die Strasse gegangen waren, um gegen die Festnahme des ehemaligen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont zu demonstrieren. Bei kleineren Veranstaltungen in Lleida wurden sieben weitere Menschen verletzt, in Tarragona eine Person.

Das passiert mit Puigdemont am Montag

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Nach der Festnahme des katalanischen Separatistenführers Carles Puigdemont in Norddeutschland muss jetzt die Justiz in Schleswig-Holstein über eine mögliche Auslieferung an Spanien entscheiden. Am Montag soll der 55-Jährige zunächst dem zuständigen Amtsgericht zur Identitätsfeststellung vorgeführt werden. Über die Frage, ob Puigdemont in Auslieferungshaft zu nehmen sei, entscheide das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht, erklärte Vize-Generalstaatsanwalt Ralph Döpper.

«Befreit unseren Präsidenten. Seid nicht Mithelfer!»

«Wir fordern Deutschland auf, Präsident Puigdemont nicht für Verbrechen (an Spanien) auszuliefern, die aus einem politischen Grund erfunden wurden», erklärte die Separatistenorganisation ANC. Viele Demonstranten zeigten kleine Transparente mit der deutschen Aufschrift: «Befreit unseren Präsidenten. Seid nicht Mithelfer!»

Andere trugen Unabhängigkeitsflaggen und Puigdemont-Masken als Zeichen der Unterstützung. Der Protestmarsch führte von der Vertretung der Europäischen Kommission zum deutschen Konsulat in Barcelona.

Empörung auch im Netz gross

Auch im Internet sorgte die Nachricht von der Festnahme Puigdemonts für Aufruhr. «Spanien sorgt nicht für einen fairen Prozess, sondern nur für Rache und Unterdrückung», twitterte Elsa Artadi, Sprecherin von JxCat (Gemeinsam für Katalonien), der Liste, der auch Puigdemont angehört.

Sie schloss sich auch dem Protestmarsch in Barcelona an. Eine ehemalige Abgeordnete der radikalsten separatistischen Partei CUP, Mireia Boya, schrieb: «Jetzt werden wir sehen, ob die Europäische Union die Verletzung der Grundrechte durch den spanischen Staat unterstützt.»

«Die Flucht des Putschisten Puidgemont ist beendet», twitterte hingegen Albert Rivera, Vorsitzender der Anti-Unabhängigkeitspartei Ciudadanos. Der Versuch, eine europäische Demokratie zu zerstören, demokratische Gesetze zu brechen, das Zusammenleben zu stören oder öffentliche Gelder zu veruntreuen, könne nicht ungestraft bleiben.

Die liberale Ciudadanos war aus den Regionalparlamentswahlen im Dezember als stärkste Partei hervorgegangen, die drei separatistischen Parteien vereinigen aber zusammen mehr Stimmen auf sich.

Puigdemont war Sonntagmittag bei der Einreise aus Dänemark auf einer Autobahnraststätte an der A7 bei Schleswig gestoppt und auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls festgenommen worden. Der katalanische Separatist befand sich auf dem Weg nach Belgien, wo er im Exil lebte.

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