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Nach Festnahmen in Stuttgart Mutmassliche Sprengstoffkäufer werden in die Schweiz ausgeliefert

Die beiden Schweizer planten ein «Explosionsverbrechen» in einer Schweizer Stadt. Recherchen zeigen, dass Basel gemeint war.

In einem Waldstück unweit des berühmten Stuttgarter Fernsehturms griff das Spezialeinsatzkommando (SEK) zu und nahm zwei Schweizer fest. Die Meldung drei Tage später liess aufhorchen: Deutsche Ermittler hätten ein «Explosionsverbrechen» in einer Schweizer Grossstadt verhindert, hiess es damals im Juni – dann blieb es lange still.

Mehr zum Vorfall im Juni 2022

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Ist die Schweiz einem Anschlag entgangen? Viele Fragen blieben nach Bekanntwerden der Festnahmen vom 20. Juni 2022 in Stuttgart offen – nur eines haben die Behörden von Beginn ausgeschlossen: eine politische oder ideologische Motivation. Also kein Terroranschlag.

Doch wofür sollte der Sprengstoff verwendet werden? Gesucht hatten die zwei Schweizer das als «hochwirksam und synthetisch» beschriebene Material via Darknet. Deutschen Cyberermittlern fiel dies auf, und so wartete bei der Übergabe in Stuttgart-Degerloch nicht der Verkäufer, sondern die Polizei. Seither befanden sich der 24-jährige und der 26-jährige Schweizer in Untersuchungshaft und der Fall blieb mysteriös.

Nun kommt Bewegung in die Sache, wie gemeinsame Recherchen von SRF und SWR ergeben haben. Die zwei Verdächtigen werden in die Schweiz ausgeliefert. Die Bundesanwaltschaft (BA) bestätigt auf Anfrage von SRF und SWR: «Die BA hat die Auslieferung der beiden Beschuldigten beantragt, welche inzwischen durch die deutschen Behörden bewilligt wurde. Die konkreten Modalitäten der zeitnahen Überstellungen sind noch nicht vollständig abgeschlossen.»

Die Ermittlungen der Behörden in der Schweiz und Deutschland sind noch nicht abgeschlossen, deshalb weist die BA auf die Unschuldsvermutung hin und äusserst sich nicht weiter zu möglichen Motiven des angestrebten Sprengstoffkaufs.

Weshalb die Bundesanwaltschaft ermittelt

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Die deutschen Behörden schreiben vom Verdacht der «Verabredung eines Explosionsverbrechens», der Sprengstoff hätte mutmasslich in einer Schweizer Grossstadt eingesetzt werden sollen. Nach den Festnahmen eröffnete deshalb auch die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren, denn Verbrechen mit Sprengstoff oder giftigen Gasen fallen in deren Zuständigkeit. Einer der verfolgten Straftatbestände bezieht sich zudem auf Art 260sexies des Strafgesetzbuches. Darin geht es unter anderem um die Unterstützung von «Gewaltverbrechen, mit dem die Bevölkerung eingeschüchtert» werden soll. Dennoch hält die BA weiter daran fest, dass keine politische oder ideologische Motivation vermutet werde.

Recherchen von SRF und SWR zeigen nun erstmals öffentlich, in welche Richtung offenbar ermittelt wird – und welche Schweizer Stadt gemeint war: mit grosser Wahrscheinlichkeit sollte der Sprengstoff in Basel eingesetzt werden. Mit welchem genauen Ziel ist nicht bekannt. Bis zuletzt sollen sich die Beschuldigten zu dieser Frage ausgeschwiegen haben.

Verdächtige stammen aus Grossraum Basel

Die beiden Beschuldigten würden damit ein Ziel beinahe in ihrer Nachbarschaft im Visier gehabt haben, sind doch beide im Grossraum Basel wohnhaft, wie die Recherchen ergaben.

Die Familien der Beschuldigten wollten sich auf Anfrage nicht äussern. Gespräche mit Personen, die den 24-jährigen Hauptbeschuldigten und seinen 26-jährigen Mitbeschuldigten kennen, ergeben das Bild von zwei jungen Männern, die in den letzten Jahren offenbar immer tiefer in die Kriminalität abgedriftet waren. Zumindest einer der beiden soll mehrfach gewalttätig geworden und wegen Drogendelikten verdächtigt worden sein. 

Spuren führen ins Basler Rotlichtmilieu

Die Ermittler gehen auch einer Spur ins Basler Rotlichtmilieu nach. Der 26-Jährige soll sich dort anfangs Jahr für den Kauf eines Striplokals interessiert haben. Aus der Idee wurde aber offensichtlich nichts. Ob ein Zusammenhang zum später beabsichtigten Sprengstoffkauf besteht, scheint noch offen. Ein möglicher Zusammenhang zu einer Explosion im März in Basel wird zudem abgeklärt. Damals detonierte vor einer Villa im Bruderholz-Quartier ein Sprengsatz – die Umstände sind bislang ungeklärt.

Die Bundesanwaltschaft teilt nun auch mit, man prüfe derzeit mit der Staatsanwaltschaft Stuttgart die Übergabe des deutschen Verfahrens in die Schweiz. Das stärkt den Verdacht, dass – wie sich manche Ermittler ausdrücken – «die Musik hier spielt», also die gravierendsten der vermuteten Tatbestände auf Schweizer Boden geplant waren.

SRF 4 News, 19.10.2022, 20 Uhr

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