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Nach heftigen Protesten Ministerpräsidentin Hasina tritt zurück und verlässt Bangladesch

  • Nach tagelangen Protesten und Ausschreitungen ist Bangladeschs Ministerpräsidentin Sheikh Hasina zurückgetreten und mehreren Medienberichten zufolge nach Indien geflohen.
  • Tausende Menschen sollen ihren Amtssitz gestürmt haben.
  • Aus Regierungskreisen heisst es, dass Hasina und ihre Schwester in Sicherheit gebracht worden seien.
  • Die Armee hat den Rücktritt Hasinas bestätigt.

Eine Übergangsregierung werde übernehmen, erklärte Armeechef Waker-Uz-Zaman. Trotz einer Ausgangssperre hatten Studenten für Montag zu einem Marsch auf die Hauptstadt Dhaka aufgerufen, um den Druck auf Hasina für einen Rücktritt zu erhöhen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf örtliche Quellen, dass bei den Protesten am Montag mindestens 56 Personen ums Leben gekommen sind.

Tags zuvor waren bei den schwersten Ausschreitungen seit der Unabhängigkeit des Landes vor über 50 Jahren 91 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt.

Im vergangenen Monat waren Studenten auf die Strassen gegangen, um gegen Quotenregelungen bei der Vergabe von Stellen im öffentlichen Dienst zu protestieren. Dies hatte sich zu Protesten gegen Hasina ausgeweitet, die sich bei der Wahl im Januar die vierte Amtszeit in Folge gesichert hatte. Die Opposition hatte die Abstimmung boykottiert. Örtlichen Medienberichten zufolge wurden mehr als Zehntausend Menschen in den vergangenen Wochen festgenommen. Mehr als 300 Todesopfer gab es demnach während der Demonstrationen.

Jahrzehntelang an der Macht

Viele der 170 Millionen Einwohner des Landes haben in dem Land Mühe, ihre Lebenskosten zu bestreiten. Trotz eines bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwungs unter Hasina – das Land beheimatet die zweitgrösste Textilindustrie der Welt – macht vielen die hohe Inflation und auch weiter hohe Arbeitslosigkeit zu schaffen. 

Hasina gilt als die am längsten amtierende Premierministerin der Welt. Insgesamt war sie 20 Jahre Regierungschefin – erstmals im Jahr 1996 für fünf Jahre und dann ununterbrochen seit 2009. Immer wieder wurde ihr von der Opposition Wahlmanipulation vorgeworfen. Ihr Aufstieg begann schon in den 1970er Jahren, als ihr Vater Sheikh Mujibur Rahman – der erste Präsident des Landes – zusammen mit fast seiner gesamten Familie bei einem Militärputsch ermordet wurde. 

SRF4 News aktuell, 05.08.24, 12 Uhr ; 

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