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Nach Leaks bei US-Geheimdienst So unbeschwert plaudert die Plattform Discord

Bei einem der grössten Geheimdienst-Skandale in der Geschichte der USA mit geleakten Ukraine-Strategieplänen war mutmasslich die Chat-Plattform Discord – «Zwietracht» – im Spiel. Das kaum kontrollierbare kostenlose Netzwerk mit Millionen themengebundener Server sei auch in der Schweiz beliebt und werde von einem Viertel der unter 35-Jährigen regelmässig genutzt, erklärt SRF-Digitalredaktor Guido Berger.

Guido Berger

Leiter Digitalredaktion

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Guido Berger leitet SRF Digital und erklärt seit 2006 Technologie und Games.

SRF News: Guido Berner, was hat es mit der Plattform Discord auf sich?

Guido Berger: Es ist eine Chat-Plattform, auf der sich regelmässig 150 Millionen Menschen untereinander austauschen. Speziell ist, dass die Plattform Discord in Server aufgeteilt ist. Dabei kann sich ein Server mit einem bestimmten Thema befassen und eine bestimmte Gruppe von Leuten zusammenfassen. Es gibt insgesamt 20 Millionen solcher Server. Die Idee kam ursprünglich aus der Gaming-Ecke, hat sich aber mittlerweile auf viele andere Themenfelder ausgeweitet.

Obwohl die Server öffentlich zugänglich sind, wähnt man sich unter sich und postet dann eher etwas Geheimes.

Wie überraschend ist es, dass die geheimen Dokumente gerade dort mutmasslich zum ersten Mal aufgetaucht sind?

Mich hat das nicht überrascht, denn das ist bereits früher in anderen Foren passiert: Leute geraten in einen Streit und wollen recht haben. So offensichtlich auch Leute mit Zugang zu Geheimdokumenten, die diese dann als Beweis auch posten. Bei Discord fühlen sich gerade die kleineren Server häufig sehr privat an, obwohl sie das vielleicht gar nicht sind. Obwohl die Server öffentlich zugänglich wären, wähnt man sich unter sich und postet dann eher etwas Geheimes, das man auf Twitter nicht verbreiten würde.

Discord bewegt sich in kleinen Communities. Werden Informationen so erst richtig öffentlich, wenn sie auf anderen Plattformen weiterverbreitet werden?

Das ist in der Tat so. Discord funktioniert da anders als andere soziale Netzwerke. In der Regel wird nichts geteilt und weiterverbreitet. Es gibt auch keine Suchfunktion, mit der man über die ganze Plattform hinweg Inhalte suchen kann. Entsprechend braucht es mehr, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Dazu muss etwas aus einem Server genommen und auf eine andere Plattform gestellt und weiterverbreitet werden.

Es herrscht eine ziemliche Willkür, allein aufgrund der Menge der Milliarden von Konversationen auf Millionen von Servern.

Wird nun der Druck auf Discord steigen, auf den eigenen Servern aufzuräumen und weitere Lecks zu verhindern?

Der Druck wird wahrscheinlich noch zunehmen. Den Druck, die eigene Plattform zu moderieren, kennt Discord bereits. Etwa wenn rechtsextreme Server auftauchten oder Personen mit Nähe zu terroristischen Organisationen. So wie für alle anderen sozialen Netzwerk-Plattformen gibt es auch bei Discord Nutzungsbedingungen, die schlimme Inhalte verbieten. Mit der Durchsetzung hapert es allerdings. Es herrscht in der Regel eine ziemliche Willkür, allein aufgrund der Menge der Inhalte von Milliarden von Konversationen auf Millionen von Servern.

Die Leaks werden sich auf diese Weise wahrscheinlich nicht verhindern lassen. Es ist eher davon auszugehen, dass Organisationen wie Geheimdienste oder Armeen solche Plattformen künftig viel enger im Auge behalten – um zumindest rascher zu merken, wenn ihre Leute geheime Dinge ausplaudern.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

Echo der Zeit, 13.04.2023, 18:00 Uhr ; 

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