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Nach Staatsstreich in Niger Gestürzter Präsident von Niger warnt vor Folgen des Putschs

  • Der in der vergangenen Woche durch einen Staatsstreich gestürzte Präsident von Niger, Mohamed Bazoum, meldet sich in einem Gastbeitrag für die «Washington Post» zu Wort.
  • Darin ruft er die USA und die gesamte internationale Gemeinschaft dazu auf, die verfassungsmässige Ordnung in seinem Land wieder herzustellen.

In dem am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten Artikel schreibt Bazoum, er sei eine Geisel der Putschisten. Ein erfolgreicher Putsch in Niger werde verheerende Folgen für sein Land haben, aber auch für die Region und die ganze Welt. In seinem dringenden Appell bittet er die Weltgemeinschaft, die «letzte Bastion des Respekts für Menschenrechte» im Sahel zu retten.

Der gestürzte Präsident von Niger, Mohamed Bazoum.
Legende: Der gestürzte Präsident von Niger, Mohamed Bazoum, warnt vor den verheerenden Folgen eines erfolgreichen Putsches. Reuters/Ludovic Marin (Archiv)

Die Putschisten in Niger haben indessen am Donnerstag mehrere Abkommen mit Frankreich zur militärischen Zusammenarbeit aufgekündigt. Frankreich hat zwischen 1000 und 1500 Soldaten in Niger stationiert, die der Armee bei der Bekämpfung von Gruppen helfen sollten, die mit den radikal-islamischen Organisationen Al-Kaida und Islamischer Staat in Verbindung stehen.

USA, Deutschland und Italien weiter mit Truppen in Niger

Auch die USA, Deutschland und Italien haben in Niger Truppen zur Aufstandsbekämpfung und Ausbildung stationiert. Bisher gab es keine Ankündigung, dass Soldaten aus dem westafrikanischen Land abgezogen werden sollen.

Ausgeflogen wurden hingegen bereits zivile Staatsangehörige unter anderem von Frankreich, Deutschland und Italien. Frankreich erklärte, es seien Hunderte französische und andere europäische Staatsangehörige ausgeflogen worden. Die Evakuierung sei abgeschlossen.

EDA mit Schweizer Staatsangehörigen in Kontakt

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Gegenüber SRF News erklärt das Schweizer Aussendepartement in einer aktuellen Stellungnahme, dass es die Lage in Niger weiterhin eng verfolgt. «Das EDA bleibt sowohl mit seinen Partnerstaaten als auch mit den verbleibenden rund zwei Dutzend Schweizer Staatsangehörigen vor Ort in Kontakt.»

Das EDA halte die Schweizer Staatsangehörigen zudem über freiwillige Ausreisemöglichkeiten mit europäischen Drittstaaten informiert. «Der Entscheid, Niger zu verlassen, erfolgt freiwillig, auf eigenes Risiko und auf eigene Kosten der ausreisenden Person. Das EDA führt selbst keine organisierte Ausreise aus Niger durch.»

Zehn Schweizer Staatsangehörige haben Niger an Bord eines französischen Flugzeugs in Richtung Paris bereits am Mittwoch verlassen, wie das EDA mitteilte. Es dankt Frankreich für seine Unterstützung zugunsten der Schweizer Staatsangehörigen.

Am Mittwoch vergangener Woche hatte die Präsidentengarde in Niger geputscht und den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum abgesetzt. Das Militär schloss sich den Putschisten später an. Der frühere Chef der Präsidentengarde, General Abdourahamane Tiani, erklärte sich zum neuen Staatsoberhaupt. Kurz darauf setzten die Putschisten die Verfassung ausser Kraft und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf.

Machthaber will westlichen Sanktionen nicht nachgeben

Nigers regionale und westliche Partner, darunter Frankreich, haben daraufhin weitreichende Sanktionen verhängt, um die Putschisten zur Wiederherstellung der verfassungsmässigen Ordnung zu zwingen. Doch General Abdourahamane Tiani erklärte, er werde nicht nachgeben.

Der Putsch in Niger ist die siebte militärische Machtübernahme in West- und Zentralafrika seit 2020. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde.

SRF 4 News, 04.08.2023, 03:00 Uhr ; 

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