Über 85 angegriffene Ziele und über 30 Todesopfer: das die Bilanz der US-amerikanischen Vergeltungsschläge in Syrien und Irak. Die USA reagieren damit auf die Tötung dreier US-Soldaten durch einen Drohnenschlag pro-iranischer Milzen vor einer knappen Woche in Jordanien. Eine Vergeltung, die angekündigt und erwartet worden war – und für Washington ein Drahtseilakt ist.
Zahlreiche Fronten in Nahost
Viele – zu viele – Brandherde gibt es derzeit im Nahen Osten: Der Krieg zwischen Israel und der Hamas in Gaza, der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah, die Eskalation zwischen den jemenitischen Huthis und US-Streitkräften im Roten Meer, die Angriffe pro-iranischer Milizen auf US-Stützpunkte in Syrien, Jordanien und Irak.
Die USA wollen in dieser Situation keine weitere Eskalation – schon gar nicht eine direkte Konfrontation mit Iran. Dennoch sahen sich die USA gezwungen, auf die Tötung der eigenen Soldaten zu reagieren, um nicht als schwach dazustehen.
Eskalation vermeiden
Die USA haben tagelang damit zugewartet, Vergeltungsschläge zu fliegen. Und damit signalisiert, dass sie nicht an einer Eskalation interessiert sind. Seit Tagen sind in US-Medien zudem Hinweise über die bevorstehenden Vergeltungsschläge durchgesickert. Das hat den iranischen Revolutionsgarden und Milizen in Irak und Syrien ermöglicht, sich und ihr Kriegsmaterial in Sicherheit zu bringen.
Diese Vorgehensweise hat dazu geführt, dass es bei den US-Vergeltungsschlägen – soweit bisher bekannt – keine hochrangigen Opfer gegeben hat. Das reduziert das Eskalationspotential.
Keine Deeskalation in Sicht
Die US-Vergeltungsschläge haben bisher nicht zu einer neuen Eskalation im Nahen Osten geführt – aber definitiv auch nicht zu einer Deeskalation. Syrien, Irak und Iran haben die Luftschläge verurteilt. Und pro-iranische Milizen drohen damit, weiterhin US-Truppen anzugreifen.
Die Milizen greifen schon seit Jahren US-Stellungen im Nahen Osten an – mit dem Ziel, die USA aus der Region zu vertreiben. Seit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas hat die Intensität der Angriffe deutlich zugenommen. Die pro-iranischen Kräfte wollen ein Zeichen setzen gegen die Unterstützung der USA für Israel.
Die USA werden derzeit immer weiter in einen regionalen Konflikt hineingezogen. Einen Konflikt, den sie eigentlich nicht austragen wollen – und bei dem es für Washington nichts zu gewinnen gibt.