Zum Inhalt springen

Nach Tötung von Dschihad-Chef Gewalt im Gazastreifen hält zweiten Tag an

  • Im Gazastreifen hat die schwerste Gewalteskalation zwischen Israel und Palästinensern seit mehr als einem Jahr den zweiten Tag in Folge angehalten.
  • Die israelische Luftwaffe greift erneut Ziele im Gazastreifen an, die Palästinenser feuern weiter Raketen auf israelisches Gebiet, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
  • Die Angriffe folgen auf einen israelischen Sondereinsatz gegen den militanten Islamischen Dschihad am Freitag in Gaza, bei dem nach israelischen Angaben Tajseer al-Dschaabari, einer der führenden Kommandeure, getötet wurde.

Bei diesem israelischen Angriff seien neun weitere Palästinenser getötet und 79 verletzt worden, teilt das palästinensische Gesundheitsministerium laut Reuters mit. Unter den Toten seien mindestens vier Angehörige des Islamischen Dschihads und ein Kind.

Offenbar mit Vermittlungsbemühungen begonnen

Militante Pälästinenser im Gazastreifen hätten mindestens 160 Raketen über die Grenze abgefeuert, die meisten seien abgefangen worden, teilt das israelische Militär laut Reuters mit. Einige wenige Menschen in Israel hätten sich leicht verletzt, als sie in Schutzräume gerannt seien.

Aus Kreisen der palästinensischen Führung verlautete, Ägypten, die Vereinten Nationen und Katar hätten mit Vermittlungsbemühungen begonnen, um die Gewalt zu beenden. Einen Durchbruch gebe es bislang nicht.

An der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel war es seit Mai 2021 vergleichsweise ruhig geblieben. Damals waren während der elf Tage dauernden Kämpfe mindestens 250 Menschen im Gazastreifen und 13 in Israel getötet worden.

Israelis und Palästinenser in Angst

Viele Israelis im Süden des Landes verbrachten die Nacht auf Samstag in Schutzräumen. Im Gazastreifen wiederum fürchten die Menschen die israelischen Luftangriffe, die Freitagnachmittag begannen und andauerten.

Israels Streitkräfte hatten zuvor den Militärchef der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) im Gazastreifen, Taisir al-Dschabari, getötet. Der hochrangige Kommandant war dem Militär zufolge verantwortlich für zahlreiche Raketenangriffe aus dem Gazastreifen und geplante Angriffe auf Zivilisten.

Die Angriffe seien eine Reaktion auf Drohungen, die vonseiten der Gruppe Islamischer Dschihad ausgesprochen worden seien, meldete das israelische Militär über den Kurznachrichtendienst Twitter. Der PIJ wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Nächtliche Razzien

Box aufklappen Box zuklappen

Im Westjordanland gab es bei Anti-Terror-Razzien 20 Festnahmen, davon standen 19 in Verbindung mit dem Islamischen Dschihad, wie das Militär mitteilt. Im Gazastreifen wurden zudem neben Militärposten mehrere Waffenproduktionsstätten sowie Raketenabschussanlagen angegriffen, berichten Nachrichtenagenturen.

Erst am Montag hatten israelische Sicherheitskräfte Bassam al-Saadi festgenommen, ein hochrangiges Mitglied des Islamischen Dschihads. Bei seiner Festnahme kam ein 17-Jähriges Mitglied der Organisation ums Leben.

2019 hatte Israel bereits den Vorgänger von Al-Dschabari, Baha Abu al-Ata, gezielt getötet. Darauf folgten damals massive Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf israelische Orte und Gegenangriffe der israelischen Luftwaffe in dem Küstenstreifen. Nach einigen Tagen konnte mit Hilfe von Unterhändlern Ägyptens und der Vereinten Nationen eine Waffenruhe vereinbart werden.

Israel mobilisiert 2500 Reservisten

Box aufklappen Box zuklappen

Nach der gezielten Tötung des militanten Palästinenserführers, Taisir al-Dschabari, hat Israels Verteidigungsminister Benny Gantz die Mobilisierung von 25000 Reservisten genehmigt. Das bestätigte sein Büro am Freitagabend. Die Entscheidung ist dem Militär zufolge nach Beurteilung der Sicherheitslage gefallen.

Für die israelischen Gebiete rund um den Küstenstreifen wurde am Freitag eine erhöhte Sicherheitsstufe ausgerufen.

Im Gazastreifen leben rund zwei Millionen Einwohner unter sehr schlechten Bedingungen. Die von der EU als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Gebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. Beide Staaten begründen die Massnahme mit Sicherheitsinteressen.

SRF 4 News, 05.08.2022, 18:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel