Eine Explosion, Flammen, Rauch. Im Istanbuler Quartier Fikirtepe kommt es am vergangenen Sonntag zum Inferno. Das dreistöckige Haus wird schwer beschädigt. In den Trümmern finden die Ermittler drei Tote – zwei Männer und ein zehnjähriges Mädchen. Wie sich laut türkischen Behörden herausstellt, ist eines der Opfer, ein 63-Jähriger, zugleich der Täter.
Offenbar während eines Familienstreits sprengt er sein Haus in die Luft. Vielleicht aus Versehen, wie türkische Zeitungen heute schreiben. Möglicherweise sollte die Bombe erst losgehen, wenn er aus dem Haus sein wird. Klar ist: Der Täter heisst Mustafa K. Er ist in der Schweiz kein Unbekannter. Eine kriminelle Biografie findet ihr kriminelles Ende. Tote säumen den Weg des Mustafa K.
Rückblick: Am späten Abend des 27. Juli 1998 überfallen drei Männer das Berner Tearoom «Safari». Es kommt zur Schiesserei, es gibt Tote. Drei türkische Angestellte des Lokals und ein Spielautomaten-Installateur, der zufällig für einen Reparatur-Auftrag vor Ort ist, verlieren ihr Leben. Der Schock in der Schweiz ist gross. Eine derartige Brutalität aus heiterem Himmel erschüttert nicht nur Bern – die Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen sind voll mit dem Thema.
Die Polizei fahndet fieberhaft nach dem Täter, doch die Suche bleibt erfolglos. Auch die Fernsehsendung «Aktenzeichen XY» berichtet, doch sachdienliche Hinweise bleiben aus. Im Frühling 2000 werden die Ermittlungen eingestellt.
Racheakt kostet ihn das Leben
Zwei Jahre später aber die Wende: In Istanbul wird ein Mann verhaftet, dessen DNA zu einer der sichergestellten Tatwaffen gehört. Die türkische Justiz macht ihm den Prozess. Doch die Beweislage ist schwierig. K. behauptet, zum Tatzeitpunkt in Basel gewesen zu sein. Das «Safari»? Sage ihm nichts. Auch das Motiv bleibt im Dunkeln. Rache? Geld? Drogen? Mafia? Unklar.
Dennoch wird er am 23. Juli 2013 zu lebenslanger Haft verurteilt. Kommt aber Jahre später wieder frei, wohl im Rahmen einer Amnestie. In der Folge lebt Mustafa K. in Fikirtepe, einem alten Quartier auf der asiatischen Seite Istanbuls.
Seine Nachbarn wissen offenbar nichts von seiner Vergangenheit. Doch Mustafa K. hegt einen grossen Groll. Offenbar hatten Familienangehörige Anteil an seiner Verhaftung in Istanbul, schreibt «Sabah Daily». So begann Mustafa K., Schiesspulver aus Feuerwerkskörpern zu sammeln – um daraus eine Bombe zu bauen. Diese Bombe kostete ihn nun sein eigenes Leben.