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Nachbarn Türkei – Griechenland Erdogan sieht das «Glas halb voll»

  • Erstmals seit 1952 hat ein türkisches Staatsoberhaupt wieder Griechenland besucht.
  • Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan traf sich mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras in Athen.
  • Trotz zahlreicher Streitigkeiten um Gebiete in der Ägäis versuchen Athen und Ankara ihre Beziehungen mit «vertrauensbildenden Massnahmen» zu verbessern.
  • Beim Treffen wurden auch politisch delikate Themen angesprochen.

Griechenland und die Türkei müssen ihre Zukunft nach Ansicht des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan auf einem stabilen Fundament bauen. Das betonte Erdogan bei einem Treffen mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras in Athen.

Es gebe zwar zahlreiche Differenzen, doch diese könnten überwunden werden, wenn man sich «darauf konzentriert, das Glas halb voll zu sehen», sagte Erdogan. Zuvor hatte sich auch Tsipras für den weiteren Ausbau der Kooperation ausgesprochen.

«Vertrauensbildende Massnahmen»

Athen und Ankara wollen trotz zahlreicher Streitigkeiten um Hoheitsrechte in der Ägäis versuchen, die Spannungen abzubauen. «Wir haben uns darauf geeinigt, Gespräche über vertrauensbildende Massnahmen aufzunehmen», erklärte Tsipras nach dem Gespräch vor den Medien. Erdogan ging sogar noch weiter und erklärte, die Türkei stelle keine territorialen Forderungen an Griechenland.

Dennoch soll nach Erdogans Ansicht der seit 1923 geltende «Vertrag von Lausanne» aktualisiert werden, durch den die Hoheitsrechte und die Meeresgrenzen in der Ägäis definiert werden. Es gebe zwar zahlreiche Differenzen, doch diese könnten überwunden werden.

Türkische Entschuldigung für Pogrom 1955

In einem Gespräch, das vom griechischen Fernsehen übertragen wurde, machte Erdogan sogar einen Schritt, den bislang kein anderer türkischer Politiker gewagt hatte: Er wünschte, dass die Ereignisse nicht stattgefunden hätten, die zum Exodus der Griechen aus der Türkei geführt hatten.

Erdogan sprach damit die Ereignisse 1955 an, als nach einem Pogrom rechtsradikaler Kräfte zehntausende Griechen von Istanbul nach Griechenland geflohen waren. «Hätte es nur die Fehler in der Vergangenheit nicht gegeben, als die damalige Politik dazu führte, dass die Bürger der [griechischen] Minderheit die Türkei verlassen mussten.»

Schwierige Themen: EU, Zypern und Putsch-Offiziere

Tsipras erklärte, Griechenland sei für eine weitere Annäherung der Türkei an die EU: «Das ist von strategischer Bedeutung». Die Türkei müsse aber demokratische Reformen in die Tat umsetzen.

Weitere Themen der Gespräche waren die Flüchtlingskrise und die (geteilte) Insel Zypern sowie andere bilaterale, zum Teil sehr kritische Themen.

So forderte Erdogan erneut, die griechische Justiz solle ihren Beschluss überdenken, acht türkische Militärs nicht an die Türkei auszuliefern. Die Offiziere waren nach dem gescheiterten Putsch gegen Erdogan im Juli 2016 nach Griechenland geflüchtet.

Absolut einig waren sich hingegen Tsipras und Erdogan darin, dass der wechselseitige Tourismus die beiden Länder zunehmend verbinde. Entsprechend wertete Tsipras eine geplante Fährverbindung über die Ägäis zwischen Thessaloniki und Izmir als eine «vertrauensbildende Massnahme».

Zudem ist eine Schnellbahn-Verbindung zwischen Thessaloniki und Istanbul geplant. Das Ziel ist es, damit die einst verfeindeten Länder einander näher zu bringen.

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