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Nahe der Grenze zu China Russland: Flugzeug mit 48 Insassen stürzt ab – keine Überlebenden

Das brennende Wrack des offenbar fast 50 Jahre alten Flugzeugs wurde gefunden. Nach ersten Erkenntnissen sind alle Passagiere tot.

Das ist passiert: Im Osten Russlands ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. An Bord waren laut dem lokalen Gouverneur Wassili Orlow mehrere Dutzend Menschen. Das Flugzeug war demnach auf dem Weg von Blagoweschtschensk nach Tynda an der Grenze zu China.

Die Opfer: An Bord befanden sich insgesamt 48 Menschen. Zuvor waren Meldungen von mehr Personen im Umlauf. Der Gouverneur sprach von mehreren Kindern unter den Opfern. «Der Bodentrupp des Katastrophenschutzes untersucht den Absturzort des Flugzeugs vom Typ An-24 und führt die Sucharbeiten fort», heisst es in einer Mitteilung der Behörde. Überlebende gebe es vorläufigen Informationen nach nicht. Ob unter den Passagieren auch Ausländer sind, ist bislang nicht bekannt.

Flugzeug im Flug auf schneebedeckter Landebahn.
Legende: Eine Antonov An-24RV. (Symbolbild) Wikicommons / Gleb Osokin

Das Flugzeug: Die An-24 ist eines der ältesten noch betriebenen Passagierflugzeuge der Welt. Die Serienproduktion begann 1962. 1979 stellte die Sowjetunion die Produktion ein. In der Zeit gingen mehr als 1300 Antonow-Maschinen in den Dienst. In Betrieb sind wohl noch knapp 60 An-24, die meisten davon in Russland, daneben gibt es in Kasachstan, Nordkorea und der Ukraine vereinzelte Exemplare.

Der Flugverlauf: Die An-24 war gegen 13 Uhr Ortszeit (6 Uhr MESZ) beim Landeanflug auf den Flughafen der Kleinstadt Tynda im Amurgebiet vom Radar verschwunden. Später fanden Suchhubschrauber brennende Wrackteile in der Taiga. Der Flug führte von der Grossstadt Chabarowsk über Blagoweschtschensk.

Die Ermittlungen: Die Staatsanwaltschaft hat nach dem Absturz ein Strafverfahren gegen die Fluggesellschaft Angara wegen Verstosses gegen Sicherheitsbestimmungen eingeleitet. Dass die Maschine vor dem Absturz technische Probleme hatte, bestreiten die zuständigen Behörden vor Ort. Bei einer technischen Überprüfung vor dem Start seien keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Die russische Boulevardzeitung «Komsomolskaja Prawda» schrieb hingegen unter Berufung auf den Bruder eines Bordmechanikers, dass es technische Probleme gegeben habe. Die Freundin des Bordmechanikers allerdings widersprach dieser Darstellung.

Flugzeug hatte vorher Pannen

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Obwohl die abgestürzte Maschine offiziell für flugtauglich erklärt und mit einer Lizenz bis 2036 ausgestattet war, mehrten sich in den letzten Jahren die Warnzeichen. Seit 2018 hat die russische Flugaufsichtsbehörde Rosawijazija offiziell vier sicherheitsrelevante Vorfälle mit dem Flugzeug festgestellt. In dem Jahr rutschte die An-24 in der sibirischen Grossstadt Irkutsk nahe dem Baikalsee über die Rollbahn hinaus und stiess gegen einen Lichtmast. Dabei wurde die linke Tragfläche beschädigt. Menschen kamen aber nicht zu Schaden.

2022 gab es während eines Flugs eine gefährliche Annäherung an eine andere Maschine im Luftraum. Im selben Jahr musste die An-24 kurz nach dem Start umkehren, weil der Generator versagte. Im März 2025 wiederum bat die Crew kurz nach dem Start um die Rückkehrerlaubnis, weil eine Funkanlage an Bord ausgefallen war.

Zunehmende Herausforderungen: Die Probleme für Russlands Luftfahrtbranche haben in den letzten Jahren zugenommen. Nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Kriegs gegen die Ukraine haben westliche Länder sektorale Sanktionen erlassen. Die Lieferung von Flugzeugen und Ersatzteilen an Russland ist verboten. Das trifft die Branche schwer und hat zu Erscheinungen von «Kannibalismus» geführt: Ältere, ausgemusterte Maschinen werden ausgeschlachtet, um die noch flugfähigen Geräte mit Ersatzteilen zu versorgen. Ob im vorliegenden Fall ein Zusammenhang besteht, ist unklar.

SRF 4 News, 24.7.2025, 10 Uhr ; 

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