Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman will sein Land auf dem internationalen Parkett als wichtigen Akteur positionieren. Jüngst hat das Königreich wieder diplomatische Beziehungen mit Iran aufgenommen und war vor wenigen Monaten Gastgeber einer internationalen Konferenz zum Ukraine-Krieg.
Weitere Eskalation soll vermieden werden
Nun bietet sich Saudi-Arabien im neusten Nahost-Krieg als Vermittler an. Denn die Golfmonarchie habe keinerlei Interesse an einer weiteren Eskalation, sagt Christian Koch von der saudischen Denkfabrik Golf Research Center: «Man sieht, dass Konflikte in der Region auch die Sicherheit der Länder am Golf und auch Saudi-Arabien selbst gefährden. Deshalb versucht man, sich als Vermittler zu positionieren.»
Konflikte in der Region schaden zudem, um Saudi-Arabien als attraktiven Wirtschaftsstandort zu präsentieren. Das Königreich ist daran, seine Wirtschaft im Hinblick auf eine Zukunft, in der fossile Brennstoffe weniger wichtig werden, breiter aufzustellen. Es lockt im grossen Stil ausländische Investoren an. Eine Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas in die Region wäre da äusserst hinderlich.
Deshalb bringt sich das Land als Vermittler ins Spiel. Das Königreich werde seine Kanäle zu Israel und der Hamas nutzen, aber auch seine Partner in der Region miteinbeziehen, sagt Koch: «Saudi-Arabien wird den Rahmen des Golf-Kooperationsrates nutzen.» Der Rat besteht aus den sechs Golfstaaten, also Kuwait, Oman, Bahrain, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Katar.
Signal an Palästinenser
Einige dieser Staaten haben ihre Beziehungen mit Israel bereits normalisiert und diplomatische Beziehungen aufgenommen. Dies aber, ohne die politischen Anliegen der Palästinenser zu berücksichtigen. Das sorgte für Unstimmigkeiten in der arabischen Welt. Der Vorwurf: Die reichen Golfstaaten würden die Palästinenser im Stich lassen.
Saudi-Arabien hat nun seine Gespräche über eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel aufgrund der massiven Bombardierung des Gazastreifens gestoppt. Ein Signal an die Adresse der Palästinenser, so Koch: «Auf der einen Seite ist es eine Antwort auf die aktuellen Entwicklungen, in welcher die Frage der Palästinenser einen höheren Stellenwert erhalten hat und Saudi-Arabien sein Gewicht hinter die Rechte der Palästinenser stellen wird.»
Dennoch dürfe der Stopp der Verhandlungen nicht überbewertet werden. «Auf der anderen Seite erhält die Rolle Saudi-Arabiens als Vermittler mit den aktuellen Entwicklungen einen noch höheren Stellenwert, da das Land auch die eigenen Kanäle zu palästinensischen Gruppierungen, aber auch zu Staaten wie Iran nutzen kann, um gegen eine weitere Eskalation zu argumentieren.»
Ein anderer wichtiger Akteur in der Region ist das Emirat Katar, das gute Kontakte zur radikalen Hamas pflegt und die Gruppe auch lange Zeit finanziell unterstützte. Davon sei Katar aber abgekommen und engagiere sich in Gaza verstärkt für humanitäre Zwecke wie den Bau von Spitälern oder Stromkraftwerken.
Katars Kontakte zur Hamas seien sehr nützlich, sagt Koch: «In solchen Situation wie jetzt braucht man auch die Kommunikationskanäle zu solchen Gruppierungen.» Katar führt diesbezüglich schon Gespräche mit der Hamas.
Für Koch ist klar: Saudi-Arabien sowie Katar können und wollen sich als Friedensvermittler in der Region positionieren.