Die Untso ist die älteste Friedensoperation der UNO, sie wurde 1948 durch den UNO-Sicherheitsrat ins Leben gerufen. Wegen des Krieges in Syrien, den Spannungen im Libanon und des Konflikts zwischen Israel und Palästina ist sie wieder wichtiger, aber auch heikler geworden. Bis im November war Patrick Gauchat in der demilitarisierten Zone an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea.
Er leitete dort die Schweizer Mission der neutralen Überwachungskommission zwischen den beiden Staaten. Kurz vor Weihnachten übernahm er nun als erster Schweizer das Kommando über die UNO-Friedensmission Untso, mit Sitz in Jerusalem und Zweigstellen im Libanon, in Syrien, Jordanien, Ägypten und Israel.
50 Todesopfer seit Gründung
Er ist damit der Chef über gut 300 Leute. Die Hälfte davon sind Militärbeobachter aus mehr als einem Dutzend Länder, darunter auch Schweizer. Er war nach seiner Ankunft, so erzählt er, beeindruckt von der Professionalität seiner Unterstellten. Und auch von ihrer Anpassungsfähigkeit; das sei entscheidend.
Denn die Untso müsse sich in einer äusserst unruhigen Region wie dem Nahen Osten ständig neu aufstellen, Leute verschieben, neue Aufgaben übernehmen, sich anders organisieren, sagt Gauchat.
Seit es die Untso gibt, hat sie 50 Todesopfer in den eigenen Reihen zu beklagen. Zwar gab es ruhigere Phasen, doch in den letzten Jahren sei es in einigen Operationszonen wieder gefährlicher geworden. Zum Beispiel auf dem Golan: Die UNO-Blauhelmtruppe Undof überwacht dort den Waffenstillstand zwischen Syrien und Israel und wird von der Untso mit Militärbeobachtern unterstützt.
Keine Ruhe mehr auf dem Golan
Jahrzehntelang galt Undof als «Club Méditerannée» unter den Friedensoperationen. Doch inzwischen schwappt der syrische Bürgerkrieg immer mal wieder über auf den Golan. Mit der Ruhe dort ist es vorbei, weshalb es auch bei der Untso zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen braucht. Gerade dann, wenn es gefährlich werde, dürfe die UNO ihre Leute nicht abziehen, findet Gauchat.
Die UNO-Präsenz zeige der betroffenen Bevölkerung, dass die internationale Gemeinschaft sich um sie kümmert. Und sie sorgt für eine neutrale Beurteilung der Lage, ist also oft die einzige unparteiische Informationsquelle. Gauchat ist überzeugt, dass seine Schweizer Nationalität für seine Ernennung kein Nachteil war.
Im Gegenteil. Die Schweiz habe keine koloniale Vergangenheit. Sie pflege mit allen Parteien im Nahen Osten gute Kontakte und niemand unterstelle ihr, nationale Eigeninteressen zu verfolgen.
Keine politische Lösung in Sicht
Nun ist Gauchat also in Jerusalem, wo die Untso seit mehr als sieben Jahrzehnten aktiv ist. Eigentlich sollten UNO-Friedensmissionen nicht ewig dauern, sondern nur solange, bis die Diplomatie einen Frieden ausgehandelt hat. Solche positiven Beispiele gibt es, etwa die 2017 an der Elfenbeiküste beendete Blauhelm-Operation.
Etliche andere hingegen dauern viel länger. Die Monusco in Kongo-Kinshasa besteht seit zwei Jahrzehnten, die Unficyp auf Zypern seit 1967 und die Untso, die älteste, seit 1948. Gerade bei den Operationen im Nahen Osten sei, so Gauchat, eine politische Lösung einfach nicht in Sicht. Die UNO müsse also präsent bleiben. Dies allein schon, um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Selbst wenn die Missionen ihr eigentliches Ziel verfehlen, nämlich die Rahmenbedingungen für einen Friedensschluss zu schaffen, so ermöglichen sie doch Pufferzonen, bauen Brücken zwischen Feinden und verhindern, dass Konflikte gänzlich aus dem Ruder laufen.