Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag wurde in Hongkong die neue Regierungschefin Carrie Lam gewählt.
- Nur einen Tag danach wurde bekannt, dass die Hongkonger Behörden mehrere Demokratie-Aktivisten anklagen wollen. Darauf folgten in der Nacht auf heute weitere Proteste.
- Mit ihrem Vorgehen haben die Behörden die Fronten zwischen Regierung und Demokratie-Aktivisten weiter verhärtet.
«Die Regenschirm-Bewegung fürchtet sich nicht, wir wollen direkte Wahlen», rufen die Demonstranten vor der Polizeiwache Wanchai in Hongkong. Während die Demokratie-Aktivisten mit der Rolltreppe zum Haupteingang hochfahren, winken sie den Demonstranten zu: Es sind die Organisatoren von Hongkongs Regenschirmbewegung vor zweieinhalb Jahren – während Wochen legte die Regenschirm-Bewegung mehrere Strassenzüge der Stadt lahm.
Ablenkungsmanöver
Mindestens drei der Organisatoren sehen sich jetzt mit Klagen wegen Störung der öffentlichen Ordnung konfrontiert.
Die Regierung habe die Aktivisten absichtlich erst heute über die Anklagen informiert, sagt der Hongkonger Parlamentarier Eddie Chu – der ebenfalls vor der Polizeiwache demonstriert: «Kurz nach der Wahl der Regierungschefin lenken sie die Aufmerksamkeit weg von der unbeliebten Carrie Lam, hin zu den Aktivisten.»
Widersprüche der neuen Regierungschefin
Am Tag zuvor noch rief die neugewählte Regierungschefin Carrie Lam zur Einheit auf, die Gräben in Hongkongs Gesellschaft sollten überwunden werden. Carrie Lam ihrerseits sagt, sie habe nichts vom Zeitpunkt der Klage gewusst.
Klar ist: Mit ihrem Vorgehen haben die Behörden die Fronten zwischen Regierung und Demokratie-Aktivisten weiter verhärtet.