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Frauenpower in Spanien
Aus Rendez-vous vom 07.06.2018. Bild: Keystone
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Neue Regierung in Spanien Frauen an der Macht

Die Frauenmehrheit verschafft Ministerpräsident Sánchez etwas Luft. Doch die Herausforderungen kommen erst.

Das Bild des neuen spanischen Kabinetts ist weiblich. Man sieht viele Frauen, da und dort einen Mann. Pedro Sánchez, der sozialistische Ministerpräsident, erkannte, dass es Zeit ist, Ernst zu machen, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln.

Wer hier einen blossen PR-Trick vermutet, nimmt die Frauen nicht ernst, die Sánchez zugesagt und einen Kabinettsposten angenommen haben. Es sind keine Frauen, die auf ein bisschen Rampenlicht gewartet haben. Es sind Expertinnen auf ihrem jeweiligen Fachgebiet, die einen Beitrag leisten wollen zu jenem modernen Spanien, das Sánchez seinem Volk verspricht.

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Neue spanische Regierung vereidigt
Aus Tagesschau vom 07.06.2018.
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Frauen als Bild des modernen Spaniens

Carmen Calvo etwa, ist Verfassungsrechtlerin, und wird einzige Vizepräsidentin. Sie ist verantwortlich für das Präsidialamt und die Beziehungen zum Parlament. Das ist eine sehr politische und eine zentrale Steuerungsfunktion.

Meritxell Batet, die katalanische Juristin, übernimmt die sogenannten Territorialfragen. Konkret heisst das, dass das dornenreiche Dossier Katalonien auf ihrem Tisch landet. Dolores Delgado, die neue Justizministerin, war bisher Staatsanwältin und spezialisiert auf Dschihad-Untersuchung.

Diese wenigen Stichproben zeigen, dass Sánchez ein Kabinett hat, in dem nicht allein und nicht vor allem die Zahl der Frauen auffällt. Es zeigt, dass Spanien auf vielen Gebieten bestausgewiesene Frauen als Expertinnen hat. Spanien ist ein Land des 21. Jahrhunderts mit einer offenen Gesellschaft.

Und doch ist das Kabinett auch eine Antwort auf düstere Seiten der spanischen Gesellschaft, auf archaische Elemente, die für enorme Probleme sorgen. Die Männergewalt gegen Frauen, die violencia machista, ist finsterer Alltag in Spanien. In den letzten 16 Jahren sind über 900 Frauen ermordet worden. In vielen Fällen sind ihre Partner die Täter.

150’000 Fälle von Gewalt gegen Frauen

Darum wurde der erste Frauenstreik dieses Jahr am 8. März so massiv befolgt. Darum gehen viele Frauen immer wieder auf die Strasse und klagen an: «Wir werden verprügelt, wir werden vergewaltigt und viele von uns werden ermordet.» Das ist keine Übertreibung. Jährlich werden 150'000 Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet.

Und klar, es gibt eine Dunkelziffer, eine begründete Vermutung, dass immer noch viele sich nicht melden. Aus Angst vor dem Täter, aus der Erfahrung auch, dass sie nicht wirklich mit Hilfe rechnen können.

Frauenmehrheit gab es schon mal

Auch und gerade an sie richtet sich die Botschaft des neuen Kabinetts. Frauen sollen die zentrale Rolle spielen. Fraueninteressen und die weibliche Sicht auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sollen das Gewicht erhalten, das sie verdienen. Sánchez schliesst dort an, wo José Luis Rodriguez Zapatero 2011 als letzter sozialistischer Regierungschef aufgehört hat.

Sein Ende war glücklos, aber an sein Engagement für Frauenrechte erinnert man sich. Er hat seinerzeit das erste paritätische Kabinett vorgestellt, in der zweiten Amtszeit hatte auch er eine kleine Frauenmehrheit. Sánchez ist nun einen Schritt weitergegangen. Dieser Fortschritt wird in Spanien wahrgenommen. Es gibt der jungen Regierung, die aus der Minderheit regieren muss, etwas Luft. Mehr wohl im Moment nicht.

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