Die Israeli hätten das Anrecht auf ein eigenes Land, sagt der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in einem US-Magazin. Das ist bemerkenswert, weil Saudi-Arabien die Existenz Israels bis heute offiziell nicht anerkennt. Es gibt auch keine diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Gudrun Harrer ist Journalistin beim österreichischen «Standard» und auf die Politik im Nahen Osten spezialisiert. Sie erklärt, was hinter der Aussage bin Salmans steht.
SRF News: Überrascht Sie die Äusserung von Mohammed bin Salman?
Gudrun Harrer: Nein, sie überrascht mich nicht wirklich. Es gab ja schon die Initiative von 2002, die ein Onkel des jetzigen Kronprinzes gemacht hat. Sie hat genau das verlangt, nämlich zwei Staaten nebeneinander. Mohammed al Salman verwendet nun zwar den Begriff «Recht», und das wäre etwas Neues.
Die ausländischen Investoren sollen nicht mehr das Gefühl haben, sie kämen auf einen anderen Planeten – auch was die Rechte der Frauen anbelangt –, wenn sie nach Saudi-Arabien kommen.
Aber wenn ich das Interview durchlese, bezweifle ich, dass er alle Worte genau wählt und überdenkt. Es ist bekannt, dass der Kronprinz auf Israel zugehen will, und das tut er auch.
Kronprinz Mohammed bin Salman macht in letzter Zeit immer wieder mit liberalen Gesten von sich reden. Er will sein Land für Investoren attraktiv präsentieren, vor allem in den USA. Welche Rolle spielt das?
Das ist ein Gesamtpaket. Mohammed bin Salman will Saudi-Arabien zu einem normalen Land machen. Es geht auch um die ausländischen Investoren. Sie sollen nicht mehr das Gefühl haben, sie kämen auf einen anderen Planeten, auch was die Rechte der Frauen anbelangt, wenn sie nach Saudi-Arabien kommen.
Donald Trump fördert sozusagen die gemeinsame Front gegen den Iran.
Zu einer Normalisierung der politischen Beziehungen auch mit den USA gehört, dass sich Saudi-Arabien auf Israel zubewegt.
Ein Aspekt ist, dass sich der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran immer mehr zuspitzt, Iran ist ein Erzfeind von Israel. Kann man hier also sagen: Der Feind meines Feindes ist mein Freund?
Ja, das kann man durchaus sagen. Das ist ja auch die Idee von US-Präsident Donald Trump. Er fördert sozusagen die gemeinsame Front gegen den Iran. Doch man muss klar sehen, das ist eine dieser Allianzen, die sehr zerbrechlich sind. Man baut auf etwas Gemeinsames auf, auf einer Feindschaft. Was passiert, wenn das Problem mal gelöst ist, weiss niemand.
Mohammed bin Salman geht zumindest verbal auf Israel zu. Was heisst das für die Zukunft?
Man muss festhalten, dass das Interview vor den Zusammenstössen an Israels Grenze zu Gaza geführt wurde. US-Präsident Trump glaubt ja, dass ein Nebenprodukt der israelisch-arabischen Zusammenarbeit eine Lösung für die Palästinenser sein wird. Das Palästinenserproblem ist ein Klotz am Bein von Mohammed al Salman. Er kann sich nicht ganz darüber hinwegsetzen, dass etwas passieren muss. Die saudischen Medien versuchen, das letzte Ereignis in Gaza herunterzuspielen. Ob der Plan aufgeht und wie offiziell er aufgeht, weiss ich nicht. Aber dass die Zusammenarbeit gegen den Iran beschlossen wurde, da besteht kein Zweifel. Der saudische König will die Wirtschaft fit für die Zukunft machen.
Das Gespräch führte Tina Herren.