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Neuer FBI-Chef Viele hatten mit Schlimmerem gerechnet

Der 50-jährige Jurist Christopher Wray soll neuer FBI-Chef werden. Erste Reaktionen fallen positiv aus. Eine Analyse.

US-Präsident Donald Trump löste am 9. Mai ein politisches Erdbeben aus, als er den damaligen FBI-Direktor James Comey Knall auf Fall entliess. Zu den Gründen machte Trump selber im Verlaufe der Zeit verschiedene Angaben.

Die FBI-Untersuchung der Kontakte, die Trumps Wahlkampfteam mit Russland hatte, war einer der Gründe – und vermutlich auch der wahre Grund. Trump handelte, ohne vorher einen Gedanken daran zu verschwenden, wer an Comeys Stelle das FBI führen könnte. Und so begann der Schönheitswettbewerb der Kandidaten, öffentlich ausgetragen und medienwirksam inszeniert, so, wie man sich das inzwischen von der Trump-Regierung gewohnt ist.

Übrig blieb am Schluss Christopher Wray. Dieser sei ein Kandidat mit «tadellosen Referenzen», twitterte Trump heute aus dem Weissen Haus. Christopher Wray? Der 50-jährige Absolvent der Yale-Universität ist in Washington kein bunter Hund, und es dauerte ein wenig länger als üblich, bis die ersten Reaktionen eintrafen.

Beat Soltermann

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Beat Soltermann

Seit 2011 berichtet Beat Soltermann für SRF aus Washington D.C. Zuvor arbeitete er in der SRF-Wirtschaftsredaktion und empfing die Gäste der «Samstagsrundschau».

Generell sind diese aber positiv. Vielleicht auch, weil viele – aufgrund des Kandidaten-Karussells – mit Schlimmerem gerechnet hatten.

Hauptsache kein Politiker

Wray hat Erfahrung in der Strafverfolgung – im Management, aber auch ganz praktisch an der Front. Er war Bundesanwalt in Atlanta und leitete später unter Präsident George W. Bush die Abteilung im Justizdepartement, die sich um Straffälle kümmert.

Er war stark involviert in den Enron-Fall. Das ist wichtig für den Chef einer Behörde, die nichts anders tut als genau das: Verbrecher jagen. Vor allem aber ist Wray kein Politiker. Einige von ihnen waren im Rennen, und viele der 35‘000 FBI-Angestellten befürchteten, Trump könnte mit einem Politiker an der Spitze des FBI die Unabhängigkeit der Behörde gefährden.

Wray bringt also gute Voraussetzungen mit. Offen ist jedoch, wie unabhängig er agiert – und überhaupt agieren kann. Auch das ist für einen FBI-Chef zentral. Lässt ihm Trump freie Hand? Verzichtet er auf Einflussnahme, auch wenn eine Untersuchung Trump selbst oder Trump-Getreuen gefährlich werden könnte? Dieser Test steht noch bevor.

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