Lawrence Wong ist erst der vierte Premierminister in der Geschichte Singapurs – und der erste, der nach der Unabhängigkeit Singapurs von Malaysia zur Welt kam.
Wong gilt als volksnah – schliesslich ist er der erste Premier, der nicht auf eine Eliteschule ging. Er wuchs in einer staatlich subventionierten Wohnung auf. So wie die Mehrheit der Singapurer Bevölkerung.
In den sozialen Medien zeigt er sich als passionierter Gitarrenspieler. Etwa mit einem Solostück von Taylor Swift, das viral ging.
PAP seit Jahrzehnten an den Schalthebeln
Für das Amt des Premiers war Lawrence Wong nicht die erste Wahl. Erst nachdem der für den Posten ursprünglich vorgesehene Kandidat einen Rückzieher gemacht hatte, wurde Wong für das Amt bestimmt.
Wie seine Vorgänger ist er Mitglied der People's Action Party PAP. Die Regierungspartei ist die dominante politische Kraft in Singapur, seit Jahrzehnten ist sie ununterbrochen an der Macht. Laut dem Demokratie-Index der Economist Intelligence Unit gilt Singapur als «mangelhafte Demokratie», andere sprechen von einer «staatlich gelenkten» Demokratie.
Die Luft wird dünner für die Partei
Die Wählerinnen und Wähler sind aber durchaus fähig, ihren Unmut auszudrücken. Bei den Wahlen 2020 verlor die PAP am meisten Parlamentssitze an die Opposition seit der Unabhängigkeit.
Zwar hat die PAP noch immer noch eine überwältigende Mehrheit im Parlament, doch sie muss sich auf mehr politischen Wettbewerb einstellen. Wong sagte kürzlich in einem Interview im Singapurer Fernsehen, in der Zukunft sei es durchaus vorstellbar, dass mehrere Oppositionsparteien gemeinsam eine Regierung bilden könnten.
Wongs Aufgabe wird es sein, die Führungsrolle und die Macht der Partei auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu erhalten. Dabei wird er mit einer ganzen Reihe an Herausforderungen konfrontiert sein: Dazu gehören steigende Lebenshaltungskosten oder eine alternde Gesellschaft, in der schon jetzt viele Arbeiten von Migrantinnen und Migranten übernommen werden.
In der Aussenpolitik ist das Land mit einer zunehmenden Rivalität zwischen den USA und China konfrontiert. Singapur hat bisher als wichtiger Verbündeter beider Supermächte profitiert.
Vorgänger bleibt an Wongs Seite
Wongs Vorgänger im Amt des Premiers – Lee Hsien Loong, Sohn des Staatsgründers – ist heute von seinem Amt zurückgetreten. Doch aus der Politik wird der inzwischen 72-Jährige nicht verschwinden.
Er wird «Senior Minister» – ein Amt, das für ehemalige Premierminister geschaffen wurde, um dem Neuen als Ratgeber, und wohl auch als Aufpasser zur Seite zu stehen.