Das kann der neue Überschallflieger X-59: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat erstmals ihr neues Überschallflugzeug X-59 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der rund 30 Meter lange und vorne spitze Jet hat eine Flügelspanne von etwa zehn Metern. Das Flugzeug ist das Herzstück der Nasa-Mission «Quesst» – Quiet SuperSonic Technology. Es soll fast ohne Überschallknall fliegen können. Im Verlauf des Jahres sind erste Flugtests über ausgewählten Regionen der USA geplant. Der X-59 soll dabei in etwa 16 Kilometern Höhe mit rund 1500 Kilometern pro Stunde fliegen. Für die Entwicklung des Fliegers hat der Flugzeugbauer Lockheed Martin rund 250 Millionen Dollar von der Nasa erhalten.
Ohne Überschallknall mit Überschallgeschwindigkeit fliegen – wie funktioniert das? Ganz ohne Überschallknall geht es nicht, wie Bernd Liebhardt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Hamburg sagt. Aber man könne eine Flugzeugform so gestalten, dass der Überschallknall stark abgeschwächt werde. Und genau das mache die Nasa mit dem X-59: «Es kommt also auf jeden Fall ein Schallknall unten an, aber er wird nur leise wahrgenommen. Das ist zumindest die Hoffnung der NASA. Sie will mit diesem Flugzeug testen, wie die Menschen auf diesen neuen Überschallknall reagieren.»
Kann der X-59 auch interessant für den Tourismus sein?
Der X-59 ist ein reines Experimentalflugzeug, es bietet lediglich Platz für einen Piloten. Zwar kann man gemäss dem Experten Liebhardt das Flugzeug nicht direkt skalieren, aber: «Man kann grössere Flugzeuge mit dieser Technologie entwerfen und bauen.» Da die Überschallfliegerei wegen des erhöhten Luftwiderstands in jedem Fall viel mehr Treibstoff verbrauche als die normale Fliegerei, werde auch diese neue Technologie nichts für den Massentourismus sein. «Das ist nur attraktiv für Passagiere, die sehr viel Geld übrig haben», sagt Liebhardt.
Erlebt die Überschallfliegerei eine Renaissance?
Neben Nasa und Lockheed Martin arbeiten derzeit auch noch andere Unternehmen an einer Rückkehr der Überschalljets. Reguläre Überschallflüge gab es zuletzt vor rund 20 Jahren mit der legendären Concorde zwischen Paris, London und New York. Nach einem Unglück in Paris mit mehr als 100 Toten im Jahr 2000 wurde der Betrieb auch wegen hoher Verluste 2003 eingestellt. Es komme seither immer wieder zu versuchen, die Überschallfliegerei wieder zu etablieren. «Einfach weil es menschlich ist, die Technologie voranzutreiben», sagt Liebhardt. Es gebe aber über die Grösse des Markts für Überschallflugzeuge keine Einigkeit. «Unsere Studien lassen eher darauf schliessen, dass der Markt ziemlich begrenzt ist.» Es sei fraglich, ob genug solche Flugzeug verkauft oder eingesetzt werden könnten, dass sich das für den Hersteller lohnen würde.
Auf diesen Routen könnte es einst Überschallflugzeuge geben: Wegen des Lärms sind Überschallflüge über Land zum Beispiel in den USA untersagt. Deshalb könnten auf den Hauptstrecken von der Ost- an die Westküste, etwa von New York nach Los Angeles, Überschallflugzeuge mit konventioneller Technologie nicht zugelassen werden. «Deswegen wird so viel Mühe hineingesteckt, diesen Schallknall so gut es geht abzumindern.» Es gebe aber auch Potenzial für Überschallflüge über Wasser: «Es gibt sehr wichtige und gut geflogene Routen, die fast nur über Wasser gehen, so etwa von Westeuropa in den Osten von Nordamerika.» Aber auch die Strecken zwischen den Metropolen Ostasiens wie Bangkok, Schanghai, Hongkong, Peking oder Manila gingen zum Grossteil über Wasser.