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EU stellt Weichen für Neuwagen auf Elektro – was sind die Folgen?
Aus SRF 4 News aktuell vom 28.10.2022. Bild: Keystone/Michael Buholzer
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Neuwagen ab 2035 emissionsfrei «Der Weg zu vollelektrisch läuft, es gibt kein Zurück mehr»

Ab 2035 sollen in der EU nur noch Neuwagen zugelassen werden, die kein Treibhausgas ausstossen. Darauf haben sich die Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments am Donnerstagabend geeinigt. EU-Staaten und EU-Parlament müssen noch zustimmen. Das wäre das definitive Aus für den Verkauf neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge, sagt der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Ferdinand Dudenhöffer

Ferdinand Dudenhöffer

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Der Wirtschaftswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer ist einer der renommiertesten Automobilexperten Deutschlands. Von 1996 bis 2008 lehrte er an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Danach war er Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Im März 2020 wechselte er für kurze Zeit an die Universität St. Gallen. Seit Mai 2020 ist er Direktor des privatwirtschaftlichen CAR-Center Automotive Research in Duisburg.

SRF News: Welche Folgen hätte das neue Gesetz?

Ferdinand Dudenhöffer: Die Welt ginge damit zum vollelektrischen, batteriebetriebenen Auto über. Es ist schön, dass die EU jetzt die Weichen dafür stellt. Diskutiert wurde schon länger, und Vorabsprachen deuteten in diese Richtung. Damit könnten ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Das ist richtig und gut so. Eine Ausnahme bleiben die E-Fuels, also Kraftstoffe, die mithilfe von erneuerbaren Energien synthetisch hergestellt werden. Doch das soll 2026 nochmals überprüft werden. Grundsätzlich gilt aber: Der Weg ins vollelektrische Auto läuft. Es gibt kein Zurück mehr.

Wie einschneidend ist diese Auflage für die Autohersteller?

Überhaupt nicht einschneidend. Alle arbeiten daran und sind unterwegs zum Elektroauto. Am weitesten bei den deutschen Autobauern ist der VW-Konzern, der sehr frühzeitig angefangen hat. Auch Mercedes ist mit einer entsprechenden «electric only»-Strategie unterwegs. BMW hat vor einigen Monaten die Weichen zum elektrischen Auto gestellt.  Gleich läuft es beim anderen grossen europäischen Konzern Stellantis mit Opel, Peugeot, Citroën, Fiat, Alfa Romeo und weiteren.

Die Welt hat sich also schon längst verändert, und die Gesetze folgen jetzt. In Amerika gibt es mittlerweile eine ganz grosse Bewegung unter Präsident Joe Biden. Gleiches gilt für China, nun ist auch Europa mit dabei. Das ist gut so.

Warum ist man im Jahr 2022 noch nicht weiter, wenn alle so gut vorbereitet sind?

Weil es in einigen Ländern wie in Deutschland in der Politik immer ein Hin und Her gibt. Es wird lange überlegt, was man machen soll. So werden die Voraussetzungen für das Elektroauto – Batteriefabriken und Lithium-Ionen-Zellfabriken –  in den nächsten Jahren Stück für Stück erst aufgebaut werden. Einige Autobauer haben angekündigt, sie seien bereits 2030 am Ende mit dem Verbrenner.

E-Auto-Ladestation
Legende: Nur noch Neuwagen mit Elektroantrieb in der EU ab 2035. Über das Thema E-Fuel mit erneuerbaren synthetischen Kraftstoffen soll 2026 nochmals diskutiert werden. Keystone/Christian Beutler

Die Industrie braucht schliesslich auch von der Zulieferseite die entsprechenden Batterien, das Strom- und Lade-Netz und die Infrastruktur. Man kann nicht über Nacht den Hebel von einer Technologie auf die andere umlegen. Es braucht Zeit, um Produktionsanlagen und Kundenstrukturen anzupassen. Bis 2035 kann man sicher sein, dass fast alle nur noch mit Elektroautos im Neuwagenverkauf arbeiten.

Nun müssen dem Entscheid noch die EU-Staaten und das EU-Parlament zustimmen, 2026 wird nochmals überprüft. Wäre dann eine Kehrtwende für die Hersteller überhaupt noch möglich?

Nein, das wäre für die Autobauer nicht mehr möglich. Es würden sehr viele Investitionen zerstört werden. Allein VW will ja sechs Giga-Batteriefabriken in Europa bauen. Stellantis plant Ähnliches. Machen wir und aber klar: Den ganz grossen Schaden würden die Menschen und die Erde erleiden, denn wir müssen in eine CO2-freie Zeit gehen. Das ist mit dem Verbrennungsmotor schlicht nicht möglich.

Das Gespräch führte Raphael Günter.

SRF 4 News, 28.10.2022, 10:04 Uhr;

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