Arzt sein in Polen ist kein Vergnügen: Trotz langer Ausbildung verdient ein Assistenzarzt bloss umgerechnet rund 700 Euro. Viele Mediziner arbeiten deshalb gleich in mehreren Spitälern gleichzeitig.
Dabei kommt es zu extrem langen Arbeitszeiten, die auch mal 30 Stunden am Stück betragen können, wie ARD-Korrespondent Olaf Bock berichtet. «Die Ärzte arbeiten teilweise bis zur völligen Erschöpfung», so Bock.
Kaum leben vom Lohn
Zwar verdienen die Assistenzärzte etwas mehr als den polnischen Mindestlohn, der bei umgerechnet 470 Euro liegt. Doch selbst von einem Ärztelohn kann man auch in Polen nicht wirklich gut leben. So seien etwa in Warschau die Lebenshaltungskosten sehr hoch, weiss Bock. Da reichten 700 Euro nicht weit. «Deshalb sind die Ärzte gezwungen, mehrere Stellen gleichzeitig anzunehmen.»
20 junge Ärztinnen und Ärzte wollen das nicht mehr mitmachen, wohl nicht zuletzt, weil bereits mehrere Ärzte nach extrem langen Schichten an Erschöpfung gestorben oder selber schwer krank geworden sind. Die jungen Ärzte sind deshalb in den Hungerstreik getreten. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und vor allem mehr Lohn.
Miserabler Lohn für Hochqualifizierte
«Allen in Polen ist klar, dass im Gesundheitswesen etwas geändert werden muss», sagt Journalist Bock. Das sei nicht erst seit dem Hungerstreik so. Denn schliesslich handle es sich bei Ärzten um hochqualifizierte Menschen, die eine lange Ausbildung hinter sich haben und Leben retten sollen. Doch dazu seien sie kaum in der Lage, wenn sie zum Überleben Zwei- und Dreifachschichten übernehmen müssten, so Bock.
Immerhin: Die polnische Regierung hat das Problem erkannt und Gespräche mit der Ärzteschaft aufgenommen. Doch rasch wird sich die Situation wohl nicht verbessern. Laut Bock gibt es einen Vorschlag, wonach die Ärzte ab dem Jahr 2021 umgerechnet 1300 Euro pro Monat verdienen sollen. Doch selbst dieser Zielwert ist noch nicht in Stein gemeisselt und alles andere als gesichert.
Verstärkter Protest angekündigt
Die polnischen Ärzte wollen ihrem Anliegen denn auch mit weiteren Protestaktionen Gehör zu verschaffen. «Es ist viel Bewegung in der Diskussion um die Ärztelöhne», so Bock. Und in Polen bestehe durchaus die Absicht, künftig mehr Geld ins Gesundheitswesen fliessen zu lassen. Unklar ist allerdings, um wie viel mehr es sich dabei handelt.