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Nobelpreis 2023 Physik-Nobelpreis geht an drei Teilchenforschende

  • Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an die zwei Wissenschaftler Pierre Agostini und Ferenc Krausz und an die Wissenschaftlerin Anne L'Huillier.
  • Geehrt wird das Trio für Experimente, die der Menschheit neue Instrumente zur Erforschung der Welt der Elektronen in Atomen und Molekülen gaben.
  • Die bedeutendste Auszeichnung ist in diesem Jahr mit rund einer Million Franken dotiert, so die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm.

Ferenc Krausz forscht als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik (MPQ) in Garching bei München sowie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Anne L’Huillier arbeitet an der Universität Lund (Schweden) und Pierre Agostini an der Ohio State University.

Auszeichnung kommt überraschend

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Physik-Nobelpreisträgerin Anne L'Huillier hat während einer Lehrveranstaltung plötzlich den berühmten Anruf aus Stockholm erhalten. «Ich habe unterrichtet», sagte die französische Atomphysikerin auf die Frage, wo man sie erreicht habe, um ihr von der Auszeichnung kurz vor der Bekanntgabe zu berichten. Sie habe den Anruf erst beim dritten oder vierten Versuch in einer Pause annehmen können. Die letzte halbe Stunde ihrer Vorlesung sei danach «etwas schwierig» gewesen, sagte sie, als sie telefonisch zur Preisbekanntgabe in Stockholm zugeschaltet wurde. Ihr fehlten nun die Worte, weil sie sehr gerührt sei. «Es ist einfach fantastisch.»

Der in Bayern arbeitende frisch gekürte Nobelpreisträger Ferenc Krausz war von der Nachricht der Auszeichnung sehr überrascht. «Ich versuche zu realisieren, dass das Realität ist und kein Traum», sagte Krausz der Deutschen Presse-Agentur kurz nach der Preisverkündung. Damit gerechnet habe er nicht.

Die drei Forschenden hätten einen Weg aufgezeigt, extrem kurze Lichtimpulse zu erzeugen, mit denen sich die schnellen Prozesse messen lassen, in denen sich Elektronen bewegen oder Energie ändert, hiess es vom Nobelkomitee. Die Beiträge der Preisträger haben die Untersuchung von Prozessen ermöglicht, die so schnell ablaufen, dass sie zuvor nicht verfolgt werden konnten.

In Attosekunden messbare Lichtimpulse erzeugt

Schnelllebige Ereignisse gehen in der Wahrnehmung des Menschen ineinander über – so wie ein Film, der aus Standbildern besteht, als kontinuierliche Bewegung wahrgenommen wird. «Wenn wir wirklich kurze Ereignisse untersuchen wollen, brauchen wir eine spezielle Technologie.»

In der Welt der Elektronen fänden Veränderungen in wenigen Zehntel Attosekunden statt. «Eine Attosekunde ist so kurz, dass es in einer Sekunde so viele davon gibt, wie es Sekunden seit der Entstehung des Universums gibt.» Die Experimente der Preisträger hätten Lichtimpulse erzeugt, die so kurz sind, dass sie in Attosekunden gemessen werden. Damit hätten sie gezeigt, dass diese Impulse genutzt werden können, um Bilder von Vorgängen in Atomen und Molekülen zu liefern.

Die bedeutendste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit insgesamt elf Millionen Kronen (rund 906'400 Schweizer Franken) dotiert.

Bislang acht Schweizer mit Physik-Nobelpreis geehrt

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Mit dem Physik-Nobelpreis sind bisher acht Schweizer oder schweizerisch-ausländische Doppelbürger geehrt worden, zuletzt vor vier Jahren. Dies waren die Preisträger:

  • 2019 : Michel Mayor und Didier Queloz für die Entdeckung des ersten Exoplaneten ausserhalb des Sonnensystems, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist
  • 1987 : Karl Alexander Müller für die Entdeckung der Supraleitung in keramischen Materialien
  • 1986 : Heinrich Rohrer für die Entwicklung des Raster-Tunnel-Mikroskops
  • 1952 : Felix Bloch (CH/USA) für die Entdeckung der Kerninduktion
  • 1945 : Wolfgang Pauli (A/CH/USA) für die Entdeckung des Ausschliessungsprinzips
  • 1921 : Albert Einstein (D/CH/USA) für die Entdeckung des Gesetzes des fotoelektrischen Lichts
  • 1920 : Charles Edouard Guillaume für seine Beiträge zu Präzisionsmessungen in der Physik, die Entdeckung der Anomalien bei Nickelstahllegierungen

Im letzten Jahr wurden der Franzose Alain Aspect, der US-Amerikaner John F. Clauser und der Österreicher Anton Zeilinger für ihre Forschung auf dem Gebiet der Quantenphysik mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Chemie-, Literatur-, Friedens- und Wirtschaftsnobelpreis noch ausstehend

Am Mittwoch werden die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet. Am Donnerstag und Freitag folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedensnobelpreis. Der Reigen endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten Wirtschaftsnobelpreis.

Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäss am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

SRF 4 News, 3.10.2023, 12 Uhr ; 

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