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Nobelpreis für Entdecker der «Inneren Uhr»
Aus SRF News vom 02.10.2017.
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Nobelpreis für US-Mediziner Sie entschlüsselten die innere Uhr

  • Der Nobelpreis für Medizin geht an die drei US-Amerikaner Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young.
  • Das Kommitee ehrt sie mit dem Preis für Ihre Verdienste in der Erforschung von Funktion und Kontrolle der inneren Uhr.

«Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young waren in der Lage, einen Blick ins Innere unserer biologischen Uhr zu werfen und ihre Funktionsweise zu beleuchten», heisst es von der Nobeljury in Stockholm.

«Ihre Entdeckungen erklären, wie Pflanzen, Tiere und Menschen ihren biologischen Rhythmus so anpassen, dass er mit dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde übereinstimmt.» Das teilt das Karolinska-Institut in Stockholm mit. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist in diesem Jahr mit umgerechnet gut einer Million Schweizer Franken dotiert.

Jede Zelle hat ihre eigene kleine innere Uhr

«Unsere innere biologische Uhr ist fundamental, weil sie in fast jeder Zelle vorhanden ist», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. «Dank ihr haben sich Pflanzen, Tiere und der Mensch perfekt an die Rotation unseres Planeten angepasst».

Die innere Uhr hilft uns, mit dem extremen Wechsel zwischen Tag und Nacht zurecht zu kommen. Die Liste, was in unserem Körper alles von dieser Uhr gesteuert wird, ist lang. Sie regelt unseren Schlafrhythmus, unseren Hunger, den Hormonpegel, die Körpertemperatur und unseren Stoffwechsel.

Wie ungemütlich es für unseren Körper ist, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander gebracht wird, weiss jeder, der schon einmal einen Jetlag erlebt hat.

Die Zelle weiss, wie viel Uhr ist

Jeffrey C. Hall (72), Michael Rosbash (73) und Michael W. Young (68) haben diese Uhr auseinandergenommen und ihren Mechanismus aufgeklärt. 1984 isolierten sie bei Fruchtfliegen ein Gen, das den biologischen Rhythmus kontrolliert. Die drei Forscher fanden heraus, dass verschiedene Eiweisse an diesem Mechanismus beteiligt sind. Besonders eines von ihnen (PER), prägt unseren Tag-Nacht-Rhythmus.

Dieses Eiweiss sammelt sich im Laufe der Nacht in der Zelle an. Am Tag erreicht es einen Peak, der der Zelle signalisiert, die Produktion zu drosseln. Das Eiweiss baut sich wieder ab – ungefähr in einem 24-Stunden-Rhythmus

«Wie viel von dem Eiweiss vorhanden ist, zeigt also der Zelle die Uhrzeit an», erläutert SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. «Es ist eine permanente Feedback-Schleife».

Zusammenhang mit diversen Krankheiten

«Die drei Nobelpreisträger haben mit ihren Erkenntnissen den Grundstein für den Durchbruch der Chrono-Biologie begründet», sagt Häusler. Ihre Auszeichnung zeige die Bedeutung, die dieses Forschungsfeld für unsere Gesundheit spiele – und für Krankheiten.

«Die Chrono-Biologie hat in den letzten zehn Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt. Zum Beispiel wurden Demenz oder psychische Krankheiten wie Depression mit einer Störung der inneren Uhr in Verbindung gebracht», so Thomas Häusler.

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Bald bessere Lebensqualität für Schichtarbeiter?
Aus Tagesschau vom 02.10.2017.
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Auch unser Lebensstil, der heute oft chronisch nicht im der inneren Uhr übereinstimmt, könne viele Krankheiten fördern. Die nun ausgezeichnete Forschung berge grosses Potential, künftig die Lebensqualität Betroffener verbessern zu können, sagt Schlafexperte Christian Cajochen, Schlafexperte der Psychiatrischen Uni-Kliniken Basel.

Glaswand rund um den Eiffelturm

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16 Kommentare

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  • Kommentar von Eva Wädensweiler  (E. W.)
    Mittlerweile ist ja längst bewiesen, dass wer einen gleichmässigen Schlafrythmus hat, also möglichst immer zur selben Zeit ins Bett geht, zur selben Zeit aufsteht, besser schläft. Viele Schlafstörungen entstehen u. a. durch unregelmässige Schlafenszeiten. Menschen die Nacht zum Tag machen, ist auf Dauer ungesund.
    1. Antwort von Charles Dupond  (Egalite)
      Und die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Forschung hat ergeben, dass die optimalen Arbeitszeiten sich auf 10 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr (Sonnenzeit, ohne Sommerzeit) beschraenken. Es waere Sache der Politik, alle aufschiebbaren Gewinnsuchtarbeiten ausserhalb dieser Zeiten zu verbieten....
  • Kommentar von Fritz Frei  (Fritz Frei)
    In 20 Jahren wird man nur noch chinesische und indische Nobelpreisträger feiern können. Jedefalls gibt es kaum richtungweisende Forschungen ohne massgebliche Beteiligung dieser populationsstärksten Nationen, besonders in den USA.
  • Kommentar von antigone kunz  (antigonekunz)
    gut das die chronobiologen, das ent-decken, was traditionelle heilmethoden, die den menschen schon seit jeher als etwas eingebundenes in zeit, raum, der mit- und umwelt verstehen. in einklang mit sich, der umgebung lebend ist heilsam, gesund. dies wussten unsere mütter, grossmütter. die zelle wusste schon immer, wann was geschlagen hat. warum wären wir menschen sonst so ein erfolgsmodell? dazu braucht es keine fruchtfliegen. die herren der wissenschaft erfinden das rad immer wieder neu.
    1. Antwort von Mike Pünt  (Scientist)
      Was unsere Grossmütter allerdings noch nicht wussten, war wie dieser Tag-Nacht- Rythmus zustande kommt, welche molekularen Mechanismen dahinter stecken usw. Dieses tiefere Verständnis ist erstens interessant, zweitens erlaubt es die Entwicklung neuer Therapien. Die Fruchtfliegen braucht es demnach halt doch...
    2. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      das tiefere verständnis ist of nichts anderes als ein mehr an analytischem, zerstückeltem wissen, mehr fakten. mehr detailierteres wissen, heisst nicht automatisch, ich verstehe das ganze besser. heutzutage erschliessen diese molekularen aufschlüsselungen innerbiologischer vorgänge einen zugriff, der so harmlos nicht ist. die wichtigste frage, die frau, mann sich jeweils stellen müsste ist, bringt es ein mehr an gutem leben für alle lebensformen auf dieser unseren kostbaren erde?
    3. Antwort von Mike Pünt  (Scientist)
      Was sollte man sich fragen, Herr Kunz? Ob man diese Enddeckung nun machen soll oder nicht? Dazu müsste man ja im Voraus wissen, was man entdecken wird. Wer versucht, die Funktionsweise der Zellen zu ergründen, der macht mach Entdeckungen (wird allerdings immer schwieriger, weil man immer mehr weiss.)
    4. Antwort von antigone kunz  (antigonekunz)
      just for the records, antigone ist eine frau, auch wenn sie sich für themen wie chronobiologie, wissenschaften und anderes mehr interessiert. und es geht gar nicht ums voraus, so viel voraus und unerwartetes gibt's nicht. arbeite ich mit neurotoxischen substanzen, oder schnipsle ich im genom herum, oder befasse ich mich mit lasertechnologie, dann sollte ich doch wissen, dass nicht alles so harmlos ist, als es mein ach so naives forscherseelchen es mir weismachen machen will. aber sei's drum.