Es ist ein eigentlicher Krisengipfel, der am Montagmittag in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen beginnt. Noch nie in der Geschichte waren sich die Nordländer so uneinig. Dem 1952 gegründeten Nordischen Rat gelang es über die Jahrzehnte, den Norden Europas zu einer Vorzeigeregion zu machen, ohne Grenzen und mit viel sozialer Wohlfahrt.
Doch jetzt wird vor allem noch gestritten, allem voran über die richtige Coronastrategie, aber auch über geschlossene Grenzen, unterbrochene Verkehrsverbindungen und den Umgang mit Migrantinnen und Migranten.
Am viertägigen Gipfel soll es deshalb ein Gast von aussen für die Nordländer wieder richten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg will die skandinavischen Länder auf harte Zeiten einschwören. So rüsten nun neben den Nato-Mitgliedsstaaten Island, Dänemark und Norwegen auch die beiden neutralen Schweden um Finnland kräftig auf.
Wenn aus dem Krisentreffen ein Versöhnungsgipfel werden soll, ist dies deshalb weniger den traditionellen gemeinsamen nordischen Werten geschuldet als einem mutmasslichen gemeinsamen Feind im Osten: Russland.
Offene Grenzen und Passfreiheit
Schwieriger als eine gemeinsame Sicherheitspolitik dürfte der skandinavischen Region die Rückkehr zu den offenen Grenzen, der Passfreiheit und dem gemeinsamen sozialen Sicherungsnetz der Vergangenheit fallen.
Zahlreiche nordische Regierungen, auch sozialdemokratische, fahren heute einen viel weniger offenen Kurs als noch vor wenigen Jahren. Dazu hat die Flüchtlingskrise von 2015 beigetragen, aber auch ein Problem mit organisierter Kriminalität und Corona.
Immerhin treffen sich Entscheidungsträgerinnen und -träger nun erstmals wieder persönlich. Dieser Umstand wird dem angeschlagenen Zusammenhalt sicher helfen.