Gegründet hat die digitale Bank der Kolumbianer David Vélez. Vor acht Jahren wanderte er nach Brasilien aus und verbrachte ein halbes Jahr damit, ein Konto zu eröffnen. Das erzählte er am Tag des Börsengangs im US-Finanznachrichtensender CNBC: «Ich ging in eine Bankfiliale, um ein Konto zu eröffnen und das war eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die ich je gemacht habe. Umgeben von unzähligen Sicherheitskräften brauchte ich eine Stunde, um ein einfaches Bankkonto zu eröffnen und eine Kreditkarte zu bekommen. In diesem Moment hatte ich die Idee für die Nubank.»
David Vélez hat das brasilianische Banken-Establishment herausgefordert, mit einer kostenlosen lilafarbenen Kreditkarte. Während die herkömmlichen Banken für hohe Gebühren bekannt sind.
Nubank bietet alle Dienstleistungen per App an. Die Kontoeröffnung oder die gesamte Kommunikation – alles per Smartphone. Täglich eröffnen 40'000 Brasilianerinnen und Brasilianer ein neues Konto.
Nubank investiert in die Nische
Die Digitalbank will eine Zielgruppe erreichen, die noch kein Bankkonto besitzt. In Brasilien sind das 55 Millionen Menschen, in ganz Südamerika mehr als 200 Millionen.
Menschen, die normalerweise keinen Zugang zu Konten haben, erhalten diese Möglichkeit.
Das sei Teil des Erfolgs, sagt der Ökonom Marcelo Neri von der brasilianischen Denkfabrik Fundação Getulio Vargas in Rio de Janeiro gegenüber SRF News: «In Brasilien haben etwa 70 Prozent der Menschen ein Konto, weniger als der globale Schnitt mit 77 Prozent.»
Und er verweist auf die ungleiche Verteilung: «Die Reichen haben mehrere Konten, und die Armen oft gar keines. Und genau in diese Nische hat Nubank investiert: Menschen mit geringeren Einkommen, mit geringerer Bildung, die normalerweise keinen Zugang zu Konten haben, erhalten diese Möglichkeit.»
Nubank ist Lateinamerikas höchst bewertete Bank
Die Pandemie hat das Geschäft der Nubank stark vorangetrieben. Viele ärmere Brasilianerinnen und Brasilianer haben 2020 ein Konto eröffnet, um die staatlichen Coronagelder zu bekommen. Die Nubank ist jetzt nach dem Börsengang mit über 40 Milliarden Dollar die am höchsten bewertete Bank Lateinamerikas.
Sie erwirtschaftet aber bis heute noch keine erwähnenswerten Gewinne. Die Fokussierung auf einkommensschwache Kundinnen und Kunden hat zur Folge, dass auch der Gewinn niedrig ist.
16 Dollar ist der Ertrag pro Kundin und Kunde pro Jahr bei der Nubank. Das ist fast 20-mal weniger als traditionelle Banken in Brasilien einnehmen.
Die Nubank muss sich noch beweisen, es ist erst ein Versprechen.
Neri ist erstaunt, wie eine Bank mit so einem Geschäftsmodell so hoch bewertet wird: «Die kleineren Gewinne fliessen eigentlich in den Marktwert ein. Die Position Nummer 1 unter den Banken in Lateinamerika ist deshalb überraschend, besonders in Brasilien mit seinen grossen Banken. Die Nubank muss sich noch beweisen, es ist erst ein Versprechen.»
Mit dem New Yorker Börsengang erreicht die Erfolgsgeschichte von Nubank nun einen ersten Höhepunkt. Wenn es der Digitalbank wirklich gelingen sollte, weitere Millionen von Menschen ohne Konto zu erreichen, könnten weitere Höhepunkte folgen.