«Nett und freundlich», aber «zurückhaltend»: So beschreibt Barack Obama Angela Merkel. «Ich würde sagen, du bist nicht unbedingt ein extrovertierter Mensch», sagt der 63-Jährige scherzhaft zur ehemaligen Bundeskanzlerin bei der Veranstaltung zu ihren Memoiren.
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Bild 1 von 2. Angela Merkel signiert im Theater in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern ihr Buch. (29.11.2024). Bildquelle: KEYSTONE/DPA/Stefan Sauer.
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Bild 2 von 2. Ein Bild aus vergangenen Zeiten: Barack Obama und Angela Merkel in Berlin. (18.11.2016). Bildquelle: REUTERS/Fabrizio Bensch/File Photo.
Auf der grossen Bühne in Washington wird viel gelacht – und es werden alte Missverständnisse ausgeräumt. Aber längst nicht alles kommt zur Sprache.
Merkel und Obama – das war nie ein völlig ungetrübtes Verhältnis, während beide jeweils in ihrem Land regiert haben. Im Rückblick sieht das ganz anders aus – beide inszenieren ihre grosse Verbundenheit. Auf der Bühne in der US-Hauptstadt kommt zur Sprache, womit ein nicht ganz einfaches Verhältnis begann.
Der Beginn ihrer Beziehung
Obama wollte als Wahlkämpfer 2008 am Brandenburger Tor in Berlin reden – durfte aber nicht. Er musste an die nahe gelegene Siegessäule ausweichen. «Ich glaube, Angela wollte zu Recht darauf achten, dass nicht der eine oder andere Kandidat bevorzugt wird. Und so waren einige der Sehenswürdigkeiten verboten», erzählt der Demokrat augenzwinkernd – und nutzt das deutsche Wort «verboten». Merkel sei dann nach seinem Wahlsieg nicht sicher gewesen, ob er sauer darüber sei. «Das war ich wirklich nicht, aber sie war immer besorgt, dass ich wütend bin.»
Nun will auch Merkel ihre Sicht der Dinge darlegen – ebenfalls mit einem Augenzwinkern. Das Brandenburger Tor sei für die Deutschen ein symbolischer und wichtiger Ort, schildert sie. Wenn sie dem Kandidaten Obama erlaubt hätte, dort zu sprechen – wer wäre dann als Nächstes gekommen? Doch alle hätten Obama geliebt – und behauptet, sie fürchte nur Obamas Popularität und Rednerkunst.
Es sei immer kollegial zugegangen
Doch auch bei ernsteren Themen wie dem Umgang mit der Finanzkrise, sagt Obama, sei es immer kollegial zugegangen. Man habe nie die Stimme erhoben, aber manchmal die Stirn gerunzelt, scherzt er. Auch Merkel sagt, es sei nicht immer alles eitel Sonnenschein gewesen.
Worüber die beiden bei dem gemeinsamen Auftritt in Washington nicht sprechen: 2013 war bekanntgeworden, dass der US-Geheimdienst NSA über Jahre Merkels Handy ausspioniert hatte. «Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht», hatte sich Merkel damals verärgert gezeigt.
Als Frau an der Macht
An der Veranstaltung fragte Obama, welche Bedeutung Merkels Frausein an der Macht gehabt habe. Die ehemalige Bundeskanzlerin erzählt, dass es Vorbehalte gegeben habe, als sie als Kanzlerin kandidierte. Es habe keine Erfahrung mit Frauen in dieser Position gegeben. In den USA sei das immer noch so, hielt sie fest.
Merkel erzählt jedoch weiter, dass sie auf internationaler Bühne manchmal einen Vorteil gehabt habe. Mit ihren bunten Blazern sei sie häufig aufgefallen. Es sei aber nicht so einfach gewesen, dorthin zu kommen.
Sie ist eher die Wissenschaftlerin, es geht um Fakten und Analysen.
Die ehemalige Kanzlerin nennt eine ihrer Gaben, nie etwas zu tun, was man nicht ganz verstehe – stets etwas Bescheidenheit zu bewahren – und dennoch mutig und ehrgeizig zu sein. Obama sagt über die Ex-Kanzlerin: «Sie ist eher die Wissenschaftlerin, es geht um Fakten und Analysen.»