SRF News: François Fillon ist in den letzten Wochen immer mehr unter Druck geraten. Heute hat er eine Medienkonferenz einberufen. Was hat er gesagt?
Rudolf Balmer: Er hat seine Kandidatur und seine Ehre verteidigt. Und er entgegnete, dass alle Anschuldigungen gegen ihn nur eine böswillige Kampagne der Medien sei. Er habe tatsächlich seine Frau als parlamentarische Assistentin angestellt, ebenso zwei seiner Kinder als parlamentarische Mitarbeiter. Aber sie hätten eine reelle Arbeit geleistet.
Es sei im Übrigen nicht an der Justiz, zu beurteilen, was der Inhalt der Tätigkeit einer parlamentarischen Assistentin sei. Er ist sich aber bewusst, dass er manche schockiert hat. Deshalb hat sich Fillon nun öffentlich entschuldigt. Auf seine Kandidatur verzichtet er aber keineswegs.
Ein Rücktritt ist kein Thema. War der Gang vor die Presse heute denn der erhoffte Befreiungsschlag?
Es wird sich in den nächsten Tagen zeigen, ob diese Defensive in Form einer Gegenoffensive wirklich greift. Er hat sehr direkt die Medien angegriffen und sie einer Lynchjustiz bezichtigt. Man weiss, dass seine Anhänger an ihn glauben. 60 bis 64 Prozent der Rechtswähler wollen laut Umfragen, dass er weitermacht. Aber in denselben Umfragen sagen 68 Prozent der Franzosen insgesamt, dass Fillon auf seine Präsidentschaftskandidatur verzichten solle.
Innerhalb seiner Partei, den Republikanern, haben sich einige zum Teil deutlich von ihm distanziert. Akzeptieren sie, dass er nun weitermachen will?
Es hat sich schon viel angesammelt in der letzten Zeit. Fillon war in den ersten Tagen auch sehr ungeschickt in seiner Verteidigung. Und jetzt hat die Zeitung «Le Monde» auch noch neue, belastende Informationen publiziert. In seinem eigenen Lager befürchten viele, dass Fillon die Partei in eine Niederlage mitreisst. Das wäre wirklich der Gipfel für sie, weil sie dachten, dass bei den Präsidentschaftswahlen im Mai ein sicherer Sieg auf sie warten würde.
Viele befürchten, dass sie anschliessend auch ihre Parlamentssitze verlieren. Hinter den Kulissen wird deshalb weiterhin diskutiert, ob nicht ein Ersatzmann oder eine Ersatzfrau her müsse.
Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.