«Ein grossartiger Tag im Weissen Haus!» twitterte Präsident Trump am Montagabend. Sarkasmus oder Realitätsverweigerung? Wenige Stunden zuvor hatte er den eben erst ernannten Kommunikationschef Anthony Scaramucci wegen eines obszönen Interviews bereits wieder entlassen.
Doch bei Scaramuccis Entlassung dürfte es um mehr gehen. Es ist eine Machtdemonstration des neuen starken Mannes im Westflügel des Weissen Hauses: John Kelly, Ex-General und seit Montag Trumps neuer Stabschef. Kelly habe Trump zu diesem Schritt gedrängt, berichten US-Medien.
Kellys Auftrag ist es, Ordnung ins Chaos rund um Trump zu bringen. Öffentliche Hahnenkämpfe und Verbal-Schlachten zwischen Kaderleuten passen dem Ex-Militär Kelly sicher ebenso wenig wie die vielen Informationslecks oder die unklaren Hierarchien rund um den Präsidenten.
Ab sofort unterstehen angeblich alle im Weissen Haus direkt dem neuen Stabschef. Das betrifft auch Trumps engste Berater, die bisher einen direkten Draht ins Oval Office hatten. So liess es das Weisse Haus zumindest am Montag verlauten. Durch eine straffere Organisation, klarere Hierarchien soll wieder Ruhe einkehren in Amerikas Machtzentrum.
Lässt sich Trump kontrollieren?
Die grosse Frage ist nun, ob der Präsident sich von seinem neuen Stabschef disziplinieren lässt. Trump bringt Ex-Militärs verhältnismässig grossen Respekt entgegen. Doch bisher erwies sich der Präsident als unkontrollierbar. Verschiedentlich hat er mit Ausfälligkeiten und taktischen Fehlern seine politische Agenda unterwandert.
Und im Weissen Haus stehen sich nach wie vor verschiedene Lager mit teils unvereinbaren Zielen gegenüber, beispielsweise Steve Bannon, der rechts-nationalistische Hardliner, oder die angeblich eher moderate Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner. Kelly wird versuchen, Trump und die zerstrittenen Fraktionen endlich auf Kurs zu bringen. Ein erstes Zeichen hat er mit Scaramuccis Entlassung gesetzt.