Nach ersten Toten in Grossbritannien und Skandinavien sind nun auch in Polen mindestens drei Menschen während des Orkantiefs «Xaver» ums Leben gekommen. Mehrere Menschen wurden verletzt.
«Xaver» erreichte in Polen am Morgen Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern. Im Norden des Landes waren zwischenzeitlich fast 150'000 Haushalte ohne Strom. In Skotnik im Nordwesten des Landes krachte den Angaben zufolge eine Stromleitung auf einen Stall und tötete 26 Kühe.
Ausläufer des Orkans brachten Sturm und Schneefall nach Tschechien. In den Kammlagen des Erzgebirges erreichte der Wind nach Angaben der nationalen Wetterbehörde CHMU Geschwindigkeiten von bis zu 144 Kilometern pro Stunde. Tausende Haushalte waren Energieversorgern zufolge ohne Strom.
Hafen in Hamburg gesperrt
In Norddeutschland hat Orkantief «Xaver» nach einer ersten Bilanz von Polizei und Feuerwehr weniger schlimm gewütet als befürchtet. Dennoch gab es tausende Feuerwehreinsätze und Glätte-Unfälle. In Flug- und Bahnverkehr kam es zu Ausfällen und Verspätungen. Auch der Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal war schon am Vortag zum Erliegen gekommen.
Hamburg erlebte am Freitagmorgen die zweithöchste Flut seit Beginn der Aufzeichnungen 1825. Der Scheitel der Sturmflut erreichte Hamburg gegen 6.15 Uhr mit einem Wasserstand von 3,98 Meter über dem Mittleren Hochwasser. Bei der verheerenden Flut 1962 hatte der Wasserstand in Hamburg einen ähnlichen Wert. Damals waren die Deiche aber noch deutlich niedriger und weniger stabil. Nur die Flut von 1976 war noch höher ausgefallen.
«Xaver» hinterliess auch auf der deutschen Nordseeinsel Sylt grössere Schäden, wo Windgeschwindigkeiten von bis zu 148 Kilometern pro Stunde registriert worden waren. Die Inseln und Halligen vor Schleswig-Holsteins Küste waren vom Festland vorübergehend nicht mehr zu erreichen. In Grossbritanniens Küstenregionen verbrachten Hunderte die Nacht zum Freitag in Schulen und anderen Notunterkünften.
Gaucks Weihnachtsbaum umgeknickt
In Berlin fielen wegen des Sturms zahlreiche Ampeln aus, Baustellenabsperrungen stürzten um. Am Potsdamer Platz wurde eine grosse Werbewand an einem Haus so stark beschädigt, dass sie abgenommen werden musste. Zudem riss der Sturm den 13 Meter hohen Weihnachtsbaum vor Schloss Bellevue um, dem Amtssitz von Bundespräsident Joachim Gauck.
Trotz hoher Windgeschwindigkeiten richtete der Sturm aber selbst in den am härtesten betroffenen Regionen im Norden vergleichsweise geringe Schäden an. Auch in den Niederlanden, Skandinavien, Belgien oder Grossbritannien ging es meist glimpflich aus.
Hunderte übernachten in Notunterkünften
In Grossbritanniens Küstenregionen verbrachten Hunderte die Nacht in Schulen und anderen Notunterkünften. In England und Wales kam es am Morgen zu Zugverspätungen im Berufsverkehr.
In Dänemark rollten die ersten Züge wieder aus den Bahnhöfen. Am Donnerstag war der Zugverkehr wegen des Orkans komplett eingestellt worden. Im Süden von Norwegen wurden drei Menschen verletzt, als ein Bus von der Strasse geweht wurde. Teile der Innenstadt von Stavanger waren zuvor gesperrt worden, Zehntausende Häuser und Geschäfte an der Küste waren ohne Strom.
Das Unwetter hatte seit Donnerstag in Nordeuropa das Leben von Millionen Menschen behindert. Noch schlimmer: Insgesamt starben im Zusammenhang mit dem Orkan bisher mindestens zehn Menschen.
Bei Plau am See (Mecklenburg-Vorpommern) starb am Freitag eine 82-Jährige beim Unfall eines Rettungswagens – inwieweit starke Sturmböen schuld waren, ist noch unklar. Auf schneeglatter Strasse geriet im österreichischen Maishofen ein Reisebus auf die Gegenfahrbahn und kollidierte dort mit einem Lastwagen. Ein weiterer Transporter fuhr am Freitag auf. Ein Lastwagenfahrer starb, teilte die Polizei mit. Möglicherweise spielten auch Böen eines Ausläufers von Sturmtief «Xaver» bei dem Unfall eine Rolle.
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Bild 1 von 15. 6.12.2013. Grosse Teile der Hallig Langeness, einer von mehreren kleinen Inseln in der Nordsee, sind überflutet. Zu sehen sind nur noch die Häuser auf der so genannten Warft, einem künstlichen Hügel in der Inselmitte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 15. 6.12.2013. Obacht, Fussgänger – hier wird es nass! In der Nähe der Stadt Emden peitscht der Sturm die Nordsee gegen eine Brücke. Nach einer ersten Bilanz der Rettungskräfte hat «Xaver» in Deutschland weniger schlimm gewütet als befürchtet. Dennoch gab es tausende Feuerwehreinsätze und Glätte-Unfälle. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 15. 6.12.2013 . Dachte hier jemand, einem Fahrrad mit Mineralwerbung könnten die Fluten nichts anhaben? – In Hamburg stehen viele tieferliegende Gebiete seit Donnerstag unter Wasser. Am Freitagmorgen erlebte die Stadt die zweithöchste Sturmflut ihrer Geschichte. Grössere Schäden gab es nicht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 15. 6.12.2013. Hier wird sonst gefeiert: Blick auf die «Fischauktionshalle» am berühmten Hamburger Fischmarkt, wo man sich normalerweise im Ausgang trifft. Das Gebiet rund um den Fischmarkt steht bei Hochwasser immer mal wieder unter Wasser. So hoch wie heute stand das Wasser aber schon lange nicht mehr. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 15. 6.12.2013. Der weisse Kleinwagen möchte bitte bei der Wasserschutzpolizei abgeholt werden! Im Hamburger Hafenviertel sind Bootsbesitzer derzeit klar im Vorteil. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 15. 6.12.2013. Nicht besser sieht es einige Strassen weiter aus: Wasser, so weit das Auge reicht. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 15. 5.12.2013. In List, ganz im Norden der Insel Sylt, peitscht der Wind die Wellen. Die Behörden in Norddeutschland raten allen, die nicht dringend nach draussen müssen, im Haus zu bleiben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 15. 5.12.2013. Paris? Mailand? Stuttgart? – Ein andermal vielleicht, nicht heute. Am Nachmittag leuchtet die Anzeigetafel am Hamburger Flughafen rot. Die meisten Verbindungen sind gestrichen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 15. 5.12.2013. So ein Sturm kann auch Spass machen: In St. Peter-Ording an der Nordsee geniesst eine Frau die Windböen ganz offensichtlich. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 15. 5.12.2013. Norddeich an der Nordsee: Vom Festland aus fahren normalerweise die Fähren zur Insel Norderney. Sie sind aber bereits eingestellt. Wann genau sie wieder verkehren, ist offen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 15. 5.12.2013 . Meteorologen rechnen damit, dass «Xaver» einer der schwersten Stürme der vergangenen Jahrzehnte werden könnte. Der Alltag ist schon jetzt eingeschränkt: Viele Schulen sind geschlossen, Bahnen und Fähren in den betroffenen Gegenden fahren nur noch vereinzelt oder gar nicht mehr. Im Bild: der Strand von Norddeich. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 15. 5.12.2013. Blick auf die Hallig Langeness. Sie ist eine von zehn speziellen kleinen Inseln vor der Nordseeküste. Bei Sturmfluten können sie überschwemmt werden. Von Langeness sieht man derzeit nur noch die Häuser auf der so genannten Warft – einem künstlichen Hügel in der Halligmitte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 15. 5.12.2013. Der Fähranleger in Dagebüll an der Westküste Schleswig-Holsteins ist schon überschwemmt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 15. 5.12.2013. Auch an Belgiens Nordseeküste stürmt es heftig: Ein Mann läuft in Blankenberge über den aufgewühlten Sand. Bildquelle: Keystone.
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Bild 15 von 15. 5.12.2013. In Rhyl im Norden von Wales fliehen Passanten vor der Gischt. Bildquelle: Reuters.