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Ozonschicht wird dünner «Wir sollten beunruhigt, nicht beängstigt sein»

Neue ETH-Forschungen zur Ozonschicht widerlegen bisherige Erkenntnisse. Die Ozonschicht erholt sich zwar, aber nur in gewissen Schichten. Für den Atmosphärenchemiker Thomas Peter sind die Resultate überraschend.

SRF News: Was hat das internationale Forscherteam untersucht?

Thomas Peter: Wir haben mit fortschrittlichen statistischen Methoden und Messungen untersucht, wie sich die Ozonschicht in verschiedenen Höhen verändert. Zunächst waren wir hinter etwas ganz anderem her, bis wir dann die signifikante Abnahme der Ozonschicht in der unteren Stratosphäre sahen.

Bisher ging man davon aus, dass sich die schützende Ozonschicht wieder erholt. Warum hat man erst jetzt herausgefunden, dass das nur teilweise so ist?

Das Ozon über unseren Köpfen nimmt in der Tat seit etwa 15 Jahren wieder langsam zu. Die Frage ist aber, in welcher Schicht. Wir wissen, dass die Zunahme in grosser Höhe stattfindet – oberhalb von etwa 35 Kilometern. Dort sehen wir deutlich, dass unsere Umweltabkommen funktionieren. Aber in der unteren Stratosphäre – in 15 bis 25 Kilometer Höhe – wird die Ozonschicht weiterhin dünner. Wir haben das teilweise übersehen, weil es etwas kaschiert wird. Denn in der Troposphäre, da wo wir wohnen, gibt es immer noch eine langsame Zunahme. Und da ist uns das Ozon nicht so recht, weil es Zellgift ist.

Wir sollten darüber beunruhigt sein.

Wie gefährlich ist die Ausdünnung der Ozonschicht in der Stratosphäre?

Wir sollten darüber beunruhigt sein. Wir verstehen einen Teil der Mechanismen nicht so, wie wir eigentlich dachten. Zum anderen besteht kein Grund, alarmiert zu sein, weil das Ozon insgesamt leicht zugenommen hat. Grundsätzlich kann es uns aber nicht recht sein, wenn sich der Trend weiter fortsetzt, dass das Ozon unten weiter zu- und in 15 bis 25 Kilometer Höhe abnimmt.

Es sind ja gerade die stark bewohnten Gebiete, die davon betroffen sind. Was sind denn mögliche Gründe?

Das ist eine gute Frage, aber wir wissen die Antwort nicht. Zurzeit haben wir einen empirischen Befund. Aber der Grund ist zurzeit unbekannt. Wir können nur spekulieren.

Die Situation ist komplex. Was bedeutet sie für den Laien? Muss er sich noch besser vor den Strahlen schützen oder hebt es sich das unter dem Strich auf?

Was das UV-Licht, die UV-Strahlung und das Eincremen betrifft, hebt sich das tatsächlich auf, beziehungsweise wir haben sogar eine positive Entwicklung. Was das Ozon in der Troposphäre betrifft haben wir das Problem, das eben ein Teil dieser positiven Entwicklung ausgetauscht wird, durch eine Verschlechterung unserer Luftqualität. Und das kann uns nicht recht sein.

Das Gespräch führte Christian von Burg.

Thomas Peter

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Thomas Peter ist seit Anfang 1999 ordentlicher Professor für Atmosphärenchemie am Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich.

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